Desert Golf – Existenzialismus, Golf und bewusstseinsverändernde Sphären

Ich bin ein großer Impulskäufer bei Spielen. Steam Sales, App Store Angebote und die Cent Beträge, für die die meisten Apps rausgehauen werden, locken mein, in Sachen Geldangelegenheiten ansonsten so rationales veranlagtes Hirn. Insbesondere mitten in der Nacht und in einem Zustand der mich noch gerade mein Passwort eingeben lässt, rutschte mir schon öfters der Finger aus.
In diesen bewusstseinsverändernden Sphären hat sich so das eine oder andere Dutzend an abstrusen App Store Käufen angesammelt und was in der Vorschau oftmals so spektakulär anmutete, entpuppte sich dann doch nur als Blender.

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Spoiler: Nach über dreihundert Löchern der Durchbruch: Ich habe eine Kaktee entdeckt

Desert Golf reiht sich zwar auch in eine Tradition von späten samstagabendlichen Käufen ein, ist aber alles andere als ein Blender, sondern eher das Gegenteil davon.
Eine graue, matschige Wüste, eine kleine weiße Kugel und ein Fähnchen sind auch schon so gut wie alle Elemente die sich bei Desert Golf finden lassen. Es ist minimalistisches Golf in seiner Reinform, ohne dabei prätentios zu sein oder Tiger Woods Referenzen hervorzurufen.
Der Spieler ist allein in einer Wüste mit nicht mehr als einem Ball und dem Ziel ihn in das Loch zu befördern. Sonst gibt es nichts! Kein übergeordnetes Ziel, keine Belohnungen, keine Hintergrundmusik, nur die Anzahl der bisher erreichten Löcher und der Schläge werden verzeichnet. Die einzige Gewissheit ist die, dass es immer ein neues Loch geben wird.
Die Löcher selbst sind mal mehr oder weniger anspruchsvoll, eine hierarchisierte Steigerung der Schwierigkeit gibt es nicht. Jedes neue Loch steht für sich selbst.

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Ein weiterer aufregender Moment: Die Entdeckung einer unbekannten Lebensform (Gattung: Stein)

Nach mehreren hundert Löchern stellt sich bei mir eine interessante Dynamik ein. Ich setze mir selber Spielziele, Herausforderungen und werde kreativ. Schaffe ich die nächsten zehn Löcher in genau der gleichen Anzahl an Schlägen? Schaffe ich es mein Schlag-zu-Loch-Verhältnis weiter zu senken? Werfe ich mein Handy gleich gegen die Wand, wenn ich für das gleiche Loch über zwanzig Versuche brauche?
Die Kreativität ist für mich ein treibendes Element bei Desert Golf (neben dem entscheidenden Faktor das der Aufwand es zu spielen minimal ist) und vor allem eins, das bei den durchinszenierten Blockbustershootern kaum mehr zur Geltung kommt. Ich konzipiere meine eigene Reise und ehrlich fehlt es mir dabei an nichts. Das macht Desert Golf nicht zu der Reinform des perfekten Spiels, aber es macht es mit wenig Aufwand verdammt unterhaltsam.

Ob diese Einöde Dystopie oder Utopie ist, mag jeder für sich entscheiden, ich steuere momentan stark auf die 1000 Loch Marke zu und habe nicht vor meine idyllische Wüste sobald zu verlassen.

Desert Golf ist für Android und iOS verfügbar. Kauft es solang es noch sandig ist!

CTRL Redaktion
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