Im Rahmen der gamescom-Woche fand auch in diesem Jahr wieder die Evoke in den Abenteuerhallen in Köln-Kalk statt.
Seien wir mal ehrlich: Jeder von uns hat schon das eine oder andere mal eine Spielkopie von einer Freundin oder einem Freund erhalten, dessen Quelle nicht ganz legal war. Während heutzutage wenige Stunden nach Gamerelease schon eine gecrackte Version des Spiels im Internet verfügbar ist, dauerte es damals Wochen bis Monate, bis man eine spielbare Version auf einer sogenannten „Copyparty“ abgreifen konnte oder per Post zugeschickt bekommen hat. Auf einer Diskette. (Für die jüngeren Leser dieses Blogs: Diskette ist das Ding, das so aussieht wie das Speicher-Icon.)
Nachdem man als Cracker erfolgreich eine spielbare Kopie erstellt hatte, wollte man sich logischerweise auch in seiner „Kreation“ verewigen. Was macht man also mit den wenigen Kilobytes an freiem Speicherplatz? Richtig! Ein cooles selbstgeschriebenes Intro, das vor dem eigentlichen Spiel abgespielt wird. Diese, auch „Cracktros“ genannten, kurzen Videosequenzen wurden mit der Zeit immer aufwändiger und detaillierter. Ein Wettkampf zwischen den verschiedenen Carcker-Gruppen entstand. Zum einen darum, wer die gecrackte Version des Spiels früher unter die Leute bringen konnte, zum anderen, wer das coolste und schönste Intro erstellt hat. Die Demoszene war geboren.
Heutzutage werden gecrackte Spiele nicht mehr per Post, Copyparty oder Brieftaube übermittelt, sondern bequem aus dem Internet heruntergeladen (nicht machen!). Damit wurden die Intros der Cracker immer seltener und die Echtzeit Videos immer separater von der eigentlichen Crackerszene.
Was blieb ist die Demoszene, welche mit speziellen Hardware-Kategorien, wie Commodore64 oder Mega Drive, und Größenlimitationen, wie 4k, weiterhin ihre Wurzeln pflegt und ihre Wettkämpfer in Nostalgie schwelgen lässt. Auf der anderen Seite versucht die Demoszene auch stets an die Grenzen aktueller Hardware zu gelangen und bringt mit immer aufwändigeren und gleichzeitig klitzekleinen (Dateigröße) Demos selbst aktuellste Grafikkarten ins Schwitzen. Die Ergebnisse dieser harten Arbeit lassen sich nur schwer in Worte fassen, weshalb ich jedem interessierten sehr ans Herz lege, sich ein paar gute Demos anzusehen. Zum Beispiel auf den regelmäßig stattfindenden Demoparties.
Von diesen Demoparties gibt es rund jeden Monat eine. Die meisten davon in Europa. So auch die Evoke, die seit 1997 jährlich in Köln stattfindet. Ich durfte sie dieses Jahr das erste mal besuchen. Was neben den abgedunkelten Fenstern sofort auffällt ist die Herzlichkeit sämtlicher anwesender Personen. „Das ist für die meisten wie ein Familientreffen“ bestätigt mir auch „Dino“, einer der Mitorganisatoren der Evoke (Es ist üblich in der Demoszene unter seinem mehr oder weniger anonymen Nicknamen bekannt zu sein). Neben dem netten Miteinander gibt es auch DJ-sets und Seminare, bis dann schließlich am Abend alle Blicke auf die riesige Leinwand gerichtet werden, wenn die Demos für eine Competition begutachtet oder in einer Demoshow gezeigt werden.
Mich wird man kommendes Jahr auf jeden Fall wieder auf der Evoke finden.
Vielen Dank and Marcel „Dino“ und Christian fürs Rumführen, Darya für das Beitragsbild und Mike „Mog“ fürs Fragen beantworten.
Eine vollständige Liste aller Demoparties findet man auf http://www.demoparty.net/
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