E-Sportler, Cosplayerin und YouTuber stehen Rede und Antwort

Am Samstagabend fanden sich diverse Interessierte Besucher des Next Level Festivals zu einer sehr diversen Fragerunde ein: Der PES und Fifa E-Sportler Erhan „Dr.Erhano“ Kayman, die Cosplayerin und Streamerin Anissa und der YouTuber Exandrius standen für eine Stunde lang Rede und Antwort. Moderiert wurde das ganze vom Poetry Slammer Tom Schildhauer, der sich neuerdings auch einigen digitalen Projekten widmet.

„Wie kam es dazu, dass ihr das macht, was ihr jetzt macht?“, frage ich sie als erstes. Bei Dr. Erhano kam die Antwort gerade raus: Er hat irgendwann mal an einem öffentlichen E-Fußball (wahrscheinlich PES) Turnier teilgenommen und ist dort prompt ins Achtelfinale gekommen. Von da an nahmen die Dinge ihren Lauf und brachten ihn schließlich bis zum 3. Platz bei dem Electronic Sports World Cup 2015, der Weltmeisterschaft einiger E-Sport-Disziplinen. Anissa erzählt, dass sie eines Tages ein Zelda- oder besser gesagt Link-Cosplay auf 9GAG entdeckte und davon so begeistert war, dass sie beschloss, ebenfalls Charaktere zu cosplayen. Sie war also bereits durch ihr Cosplay bekannt, bevor sie angefangen hat auf Twitch zu streamen. Das half bei den ersten Streams. Exandrius hat einige Freunde, die bereits vor Ihm YouTube „gemacht“ haben, die ihm empfohlen haben, das gleiche zu tun. Darin hat er dann seine Leidenschaft gefunden.

Auf die Frage „Wissen eure Eltern was ihr macht?“ hat Anissa eine genauso lustige wie verständliche Antwort: Ihre Großeltern haben vermehrt Probleme zu verstehen, was sie macht. Ihre Eltern zeigen jedoch kontinuierlich mehr Verständnis für ihre Arbeit. Dennoch gibt es weiterhin Kommentare wie: „Das ist aber freizügig“ oder „Deine Brüste sehen da drin aber groß aus.“

Die erweiterte Frage, was denn das soziale Umfeld von der ganzen Sache hält, beantwortet Exandrius damit, dass sein soziales Umfeld sich über die Zeit an YouTube angepasst hat. Dr. Erhano hingegen kann keine Veränderung in seinem sozialen Umfeld feststellen: „Meine Freunde fanden PES und Fifa vorher schon cool, und jetzt wo ich erfolgreich bin, finden sie es selbstverständlich immer noch cool.“

Mit sogenanntem „Hate-Speech“ gehen die drei sehr verschieden um: Anissa löscht die heftigsten Kommentare, wenn diese unter die Gürtellinie gehen oder Schimpfworte enthalten, freut sich aber über konstruktive Kritik. Exandrius hingegen muss sich darüber eher weniger Sorgen machen. Er hat den Vorteil, eine sehr aktive Community zu haben, die den „Hate Speaker“ von ganz alleine zur Rede stellen und kritisieren. Dr. Erhano macht sich kaum Gedanken über dieses Thema. Als E-Sportler, der nur von Zeit zu Zeit für seine Fans streamt, muss er sich wenig bis gar nicht mit Hate Speech oder Kritik herumschlagen.

Schließlich frage ich sie nach ihren Plänen für die Zukunft. Anissa weiß noch nicht so genau, wo es sie nach ihrem Informatik-Studium hintreibt. „Ich bin gerade Twitch-Partner geworden, das Ziel habe ich schon mal erreicht. Mit 25 kann ich ja anfangen, mir über den Rest Sorgen zu machen.“ Exandrius sieht die Frage nach seiner Zukunft auch ganz gelassen: „Irgendwas werde ich schon finden.“ Und natürlich will er seiner Leidenschaft YouTube so lange wie möglich noch nachgehen. „Egal ob professionell oder nur als Hobby.“ Lediglich für Dr. Erhano ist es ganz klar: „Letztes Jahr war ich Drittplatzierter der Weltmeisterschaft, nächstes Mal will ich den Titel, und damit auch das Preisgeld von 1,3 Millionen Euro holen, bevor ich dann in 2-3 Jahren meine E-Sport Karriere an den Nagel hängen muss und dann wahrscheinlich als Anwalt arbeiten werde.“

Und dann war die Fragestunde auch schon rum. Auch wenn sowohl die Branche als auch die Befragten noch sehr jung zu sein scheinen, wurden alle Frage, wie ich finde, sehr ernsthaft und vor allen Dingen erwachsen beantwortet. Allen ist klar, dass sie das was sie machen sehr wahrscheinlich nicht, bzw. nicht sehr lange, hauptberuflich machen können. Das hindert sie jedoch nicht daran, es solange zu genießen, wie sie es können.

Foto: K. Kaczmarczyk
Foto: K. Kaczmarczyk
Jan Turowski

2 Kommentare

  1. „Allen ist klar, dass sie das was sie machen sehr wahrscheinlich nicht, bzw. nicht sehr lange, hauptberuflich machen können.“
    Ach gibt es hier etwa Propheten? Wie lange betreibt ein Gronkh bereits sehr erfolgreich seinen YouTube-, als auch Twitch-Kanal? Angesichts der Tatsache, wie jung beide befragten sind, kann das noch sehr viele Jahre weitergehen und wachsen. Nicht zu vergessen, dass die ganze Szene auch immer noch wächst.

    1. Hallo alles klar,

      Mit diesem Satz wollte ich nicht das Ende irgendeiner Karriere prophezeien, wobei Dr.Erhano das selbst sehr klar und deutlich getan hat. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass diese drei, anders als viele andere YouTuber, für ein mögliches Ende ihrer Online-Karriere gewappnet sind und auf ihr Studium zurückgreifen können.
      Ich muss dir jedoch recht geben, dass dies nicht so klar rüber kommt, wie es sollte. Ich hoffe das gelingt mir beim nächsten mal besser.

      Gruß

      Jan

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