Als Riot Games die neue Valorant-Map Corrode vorgestellt hat, war ich natürlich sofort neugierig und habe auf die Map hingefiebert. Neue Maps sind immer ein großes Thema, gerade wenn man, wie ich, das Spiel aktiv verfolgt und auch redaktionell darüber berichten will. Und was soll ich sagen? Ich habe Corrode jetzt ausgiebig in dem kurzeitigen Modus Corrode, welcher wie ein Swiftplay war, gespielt, analysiert, geliebt, gehasst und irgendwie bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, wie ich sie finde. Denn diese Map ist in so vielen Dingen widersprüchlich, dass man sie fast nicht in eine klare Kategorie packen kann. Schön, aber unfertig. Kreativ, aber frustrierend. Riesig, aber leer. Willkommen in meiner Gefühlsachterbahn namens Corrode!
Ein cooler Vibe auf den ersten Blick.
Ich muss zugeben. Ästhetisch hat mich Corrode am Anfang echt abgeholt. Die Map wirkt wie eine Mischung aus altem Burggelände und Industriekomplex – düstere Mauern, verwitterte Böden, rostige Rohre, dazu dieser leicht neblige Himmel und überall Metall, das definitiv schon bessere Zeiten gesehen, was schade ist. Es gibt sogar versteckte Schneemänner, die echt cute sind, was absolut keinen Sinn ergibt, aber genau das liebe ich. Riot bringt hier wieder diesen typischen, leicht ironischen Humor rein, der Valorant oft so besonders macht und irgendwie die Community widerspiegelt – ein zweischneidiges Schwert.
Vor allem der Castle-Vibe gefällt mir. Es hat etwas Mythisches, fast schon Storylastiges, als wäre das früher mal eine Festung gewesen, die zu einem düsteren Forschungslabor umgebaut wurde. Ich liebe Maps, die Atmosphäre haben, und das hat Corrode auf jeden Fall. Das Design gibt mir richtige „verlassene Ruine meets Tech-Bunker“ Vibes. Man will Screenshots machen, sich umsehen, die Welt entdecken und die Treppen im Spawn runtergehen. Aber dann kommt der Moment, wo du das erste Mal richtig auf der Map spielen musst. Und da beginnt das Chaos…
Viel Fläche, wenig Struktur und was machen die LKWs da?
Die Map ist riesig… viel zu riesig…. Und ich meine wirklich gigantisch. Ich habe in den ersten Matches ständig das Gefühl gehabt, einfach nur von A nach B zu rennen. Es dauert gefühlt fünf Minuten, bis man mal in Aktion kommt. Rotationen fühlen sich an wie ein Marathon, und wenn du alleine auf einer Site bist, während dein Team auf der anderen verteidigt oder angreift, bist du entweder zu spät oder tot.
Noch schlimmer wird es, wenn du versuchst, Map-Kontrolle zu behalten. Die meisten Areas sind offen gestaltet, mit langen Sichtlinien, wenigen sicheren Ecken und kaum wirklich „cozy“ Spots, wo man sich kurz sammeln kann. Es gibt so viele Winkel und Höhenunterschiede, dass du bei Aimen ständig überfordert bist, alle Möglichkeiten im Blick zu behalten. Besonders Mid ist ein Alptraum: offenes Gelände und viele Flankenmöglichkeiten, aber keine klare Struktur.
Und dann, als wär das alles nicht schon viel, stehen da auch noch moderne LKWs mitten auf der Map. Ich weiß wirklich nicht, was Riot sich da gedacht hat. Die passen optisch null zum restlichen Stil, der so mittelalterlich und atmosphärisch ist. Diese Trucks wirken einfach reingeklatscht… Als hätten zwei verschiedene Teams an der Map gearbeitet, eins für die Ästhetik, eins für die Assets und die haben nie miteinander gesprochen.
Gameplay zwischen Frust und „Okay, das war cool“
Was das Gameplay angeht, ist Corrode echt… sagen wir gewöhnungsbedürftig. Ja es gibt coole Features, wie diese aufklappbaren Türen und ungewöhnliche Winkel für kreative Plays. Und ja, mit Agents wie Jett, Reyna oder Yoru kannst du hier wild werden – High-Risk-High-Reward-Plays ohne Ende. Aber wer Support oder Controller spielt, hat es schwer. Smokes verpuffen auf der riesigen Fläche gefühlt sofort, und du brauchst dreimal so viele Nades, um einen Spot wirklich zu blockieren. Viele Runden fühlen sich wie reines Chaos an, und du stirbst oft, ohne überhaupt zu wissen, woher. Für Solo-Spielerinnen, die ohne klare Kommunikation unterwegs sind, kann das extrem frustrierend sein. Es fehlt an Struktur, an Lesbarkeit und an „Guidance“, wie man so schön sagt.
Trotzdem muss ich sagen, es gibt Momente…, in denen ich die Map liebe. Wenn man mal einen cleveren Flank durchzieht, wenn man mit einem Operator die Long-Lines ablockt oder eine Kombo mit Sage und Fade durchzieht, dann merkt man, was Corrode eigentlich sein will: eine Spielwiese für Kreative, für Risiko-Liebhaber, für Teams mit Plan. Nur leider wirkt es im jetzigen Zustand so, als sei das alles noch nicht ganz durchdacht. Viel Fläche, wenig Feintuning.
Optik & Feeling: Fast wie eine Kulisse aus Pappe
Je öfter ich spiele, desto mehr habe ich das Gefühl, dass diese Map irgendwie unecht wirkt. So, als sei sie nicht Teil der echten Valorant-Welt, sondern eine Testumgebung. Viele Wände und Texturen fühlen sich an wie Pappkulissen und sind genauso durchschaubar wie Pappe. Vielleicht liegt das an der Lichtstimmung, vielleicht an der Leere mancher Räume. Aber da fehlt einfach diese Tiefe, die andere Maps wie Lotus oder Ascent so lebendig wirken lässt. Ich frage mich ernsthaft, ob Riot sich hier übernommen hat – eine coole Idee, aber zu schnell umgesetzt?
Fazit: Eine Map mit Potenzial, aber noch weit weg von gut
Ich habe es wirklich versucht. Ich wollte Corrode lieben. Die Ästhetik ist stellenweise wunderschön, auch, wenn man daran hätte noch mehr arbeiten können, die Schneemänner sind ein Highlight und der Castle-Vibe ist etwas, das ich sonst in keinem Shooter finde. Aber was nützt mir ein schönes Gerüst, wenn es sich beim Spielen anfühlt, als würde ich auf rohem Beton laufen?
Die Map ist riesig, offen, optisch unstimmig und gameplay-technisch teilweise frustrierend. Trotzdem hat sie Potenzial, mit etwas Balancing, mehr visuellem Feinschliff und klareren Strukturen könnte sie richtig gut werden. Aber aktuell? Aktuell ist Corrode eher ein kreativer Entwurf als eine runde Map. Eine Idee mit viel Charme, aber (noch) wenig Seele. Wie ein Körper ohne Seele. Ich werde sie weiter spielen, keine Frage. Allein schon, um mehr über die Meta zu lernen und meine Skills zu verbessern. Aber bis dahin bleibt mein Eindruck:
Corrode ist wie ein Filmset mit tollem Kostüm, aber wackeligem Bühnenbild.
Bild: Riot Games | Quelle: VALORANT Press Kit
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