Passion statt Kommerz – Pressetermin bei Deck 13

Wer schon einmal einen Pressetermin auf einer der größten Spielemesse Europas mitgemacht hat, weiß, wie sehr die Gamingindustrie kämpft um jede mögliche positive Assoziation zu ihren Produkten herzustellen. Freigetränke, Shows, gut aussehende Frauen… Alles Teil des großen Werbens um gute Kritiken. Doch viel zu oft hat man, als zumindest semi-professioneller Medienvertreter das Gefühl, dass man nicht durch das Produkt, sondern durch die Rahmenveranstaltung beeindruckt, beziehungsweise regelrecht gekauft werden soll. Die Leidenschaft zur Sache spürt man nur selten. Pressetermine sind daher in erster Linie oftmals eine sehr formelle Angelegenheit. Doch gibt es sie noch, die Romantiker? Die, bei denen man die Passion für die Sache spürt und die in ihren Kreationen mehr sehen als nur ein Produkt? Bei Deck 13 haben wir etwas erlebt, dass wir uns für die Zukunft öfter zu sehen wünschen.

Wo die Entwickler noch selber Rede und Antwort stehen

Von vornherein war klar: Hier legt man wert darauf, dass die Entwickler ihre Spiele noch selber präsentieren und direktes Feedback erhalten. So zum Beispiel auch Patrick God (Deck 13, Freier Entwickler), der mit seinem Party-Game „Super Snow Fight“ ein komplett in Eigenregie entstandenes Werk vorstellt. Ihm ist dabei anzumerken, wie viel Arbeit und Zeit er in dieses Projekt gesteckt hat. Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen: „Super Snow Fight“ ist das perfekte Spiel für Abende mit Freunden, oder einfach den schnellen Spaß zwischendurch.  Aus der Vogelperspektive tritt der Spieler gegen bis zu drei Gegner in einer Schneeballschlacht an. Aufgesammelte Power-Ups wie beispielsweise Raketen machen mehr Schaden oder bieten andere strategische Vorteile. Das nächste Spiel das wir uns angucken ist „Shift Happens“ (Deck 13, Klonk Games), ein Zwei-Spieler-Rätselspiel, das etwas an Portal erinnert (was nicht grade schlecht ist), jedoch sein ganz eigenes Spielgefühl erzeugt. Game Designer Mathias Neukam (Klonk Games) gibt uns eine kurze Einführung und lässt uns dann selber ran. Die Spieler steuern zwei Figuren durch eine mit Hindernissen versehene Welt und müssen diese überwinden indem sie den „Shift“ benutzen, eine Fähigkeit die es den Figuren erlaubt, Masse auszutauschen. Dabei ist immer ein Spieler – je nach dem wie grade geshiftet wurde –  ein relativ dicker und starker Blob, der seinen Counterpart hochwerfen oder Druckplatten durch sein Gewicht auslösen kann. Der andere Spieler hat dafür als kleines Figürchen mehr Möglichkeiten durch niedrige und enge Bereiche zu manövrieren. „Shift Happens“ strengt die Gehirnzellen an und macht eine Menge Spaß. Mit Sicherheit werden die Entwickler von Klonk Games hier ein Projekt auf die Beine gestellt haben, dass seinen Anklang bei der Gaming-Community finden wird.

(c) Klonk Games
(c) Klonk Games

Fulminante Wettrennen und britische Akzente

Auch für Fans von kompetitiveren Spielen wurde etwas tolles bereitgestellt. Die Jungs und Mädels von Gametology stellen uns „Hover Cubes X“ (Gametology, Deck 13) vor – und das macht Spaß ohne Ende. In Deathrunartigen Leveln leisten sich die Spieler ein Start-Ziel-Wettrennen und müssen dabei von Plattform zu Plattform springend Fallen und Abgründen ausweichen. Als Hilfsmittel stehen dabei verschiedene „Hover Cubes“ zur Verfügung, die beispielsweise Plattformen vergrößern oder sich in verschiedene Richtungen bewegen können. Nach einer kurzen Einspielphase wird das Spiel sehr schnell und fordert dem Spieler zu jeder Zeit gute Entscheidungen ab. Gametology plant mit „Hover Cubes X“ in den E-Sport vorzudringen und hat sich mit dieser Entwicklung die besten Voraussetzungen geschaffen. Das Spiel könnte so etwas wie das nächste „Rocket League“ werden. Wir drücken die Daumen. Zum Abschluss durften wir uns dann noch an „The Adventures of Bertram Fiddle“ (Rumpus!, Deck13) versuchen. Bei diesem Point&Click-Adventure begibt der Spieler sich auf die Spuren von Bertram Fiddle, einem Abenteurer der alten Schule, der sich im victorianischen London auf eine Mission begibt, die ihn an allerhand historischen und fiktiven Charakteren wie Sherlock Holmes geraten lässt. Ein urkomischer britischer Humor, kluge Dialoge und schön ausgearbeitete Rätsel machen „The Adventures of Bertram Fiddle“ dabei nicht nur für Genrefans zu einem schönen Spielerlebnis.

Was bleibt hängen?

Der Besuch bei Deck 13 war erfrischend. Hier erzählen die Entwickler noch selber was sie inspiriert hat und was sie mit ihren Entwicklungen verbinden. Man nimmt sich Zeit und beantwortet jede klitzekleine Frage. Dabei ist es vollkommen egal wer man ist und von welchem Medium man kommt: Hier geht es auch um die Sache an sich und nicht nur ihre Vermarktung. Die großen Entwickler können sich hier ruhig eine Scheibe abschneiden. Nicht falsch verstehen – natürlich genießt man es mal aus dem ganzen Trubel rauszukommen und direkt mit einem kalten Getränk empfangen zu werden – keine Frage. Und die „Kritik“ trifft auch bei weitem nicht auf jeden x-beliebigen etablierten Entwickler zu. Aber letztendlich wollen wir durch die Spiele gecatcht werden und nicht durch das Drumherum. Darum: bitte mehr am Entwicklungsprozess involvierte Menschen an der Vorstellung beteiligen. Mehr Authentizität geht nicht.

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