Die gamescom 2020 liegt hinter uns und man fragt sich vielleicht, was nun der Mehrwert war. Gab es etwas Besonders und an was wird man sich erinnern? Eine eindeutige Antwort darauf lautet: Die „Indie Arena Booth“
Zunächst einmal, was genau ist die Indie Arena Booth?
In den letzten Jahren der gamescom haben sich kleinere Entwicklerstudios von Videospielen mit weniger Budget bzw. kleinerem Team (auch „Indies“ genannt) zusammengetan und haben einen großen Messestand mit vielen „kleinen“ Spielen präsentiert. So hat jeder von ihnen eine gewisse Messefläche erhalten und konnte so für sein Werk werben.
Begonnen hat das alles auf der gamescom 2013 mit 10 Entwicklerstudios auf 40 Quadratmetern. Die Idee und der Anklang stieg von da an von Jahr zu Jahr immer mehr, sodass man die Indie Arena 2015 auf 620 Quadratmeter und 2019 auf 1500 Quadratmeter mit 109 Entwicklerstudios aus 36 verschiedenen Ländern aufstocken konnte. So stellt der Gemeinschaftsstand eine mittlerweile wichtige Plattform dar, um im Dschungel der Videospiele aufzufallen, aber auch, um sich mit KollegInnen aus aller Welt austauschen zu können und so an Kontakten & Erfahrung zu wachsen. Selbst die Messeveranstalter wissen den Mehrwert hinter dem Konzept zu schätzen und verliehen 2019 den gamescom award für die „Best Booth“.
Nun haben wir das Jahr 2020 und die gamescom fand aufgrund von Corona rein digital statt. Keine großen Messehallen, keine verschiedenen Spielstände, um Neues und/oder Innovatives zu testen und kein Platz, um sich auszutauschen und zu treffen. Oder gab es das etwa doch?
Das Team hinter der Indie Arena Booth hat das geschafft, woran die gamescom 2020 gescheitert ist. Das Erschaffen einer digitalen Messe.
Zusammen mit 195 Entwicklerinnen & Entwicklern aus 55 Ländern dieser Welt erschuf man ein 100.000 Quadratmeter großen digitalen Spielplatz, auf dem sich jede Person mit einem Internetzugang und einem Webbrowser auf der hauseigenen Website einloggen und Teil werden konnte. Bevor man allerdings die Messe betrat, durfte man zunächst einen Charakter in guter MMORPG-Manier erstellen. Hierbei gab es eine große Auswahl für Kopf und Körper. Bewege dich als Weltraumkatze vor, stolziere als muskulöses Memegesicht oder setze dir ein Hexenhut auf und sause auf einem Rollstuhl durch die digitalen Hallen. Dann ging es auch schon los. In einem Raum gelandet, kam man von da an immer zu den nächsten 2-4 Räumen und in jedem dieser Räume erwartete uns ein anderes Spiel, zu dem wir uns nicht nur Trailer ansehen, sondern auch direkt eine Demo ausprobieren konnten. Alle diese Demos sind seitdem auch auf der Plattform „Steam“ zu finden. Wie es für die gamescom üblich ist, waren auch InfluencerInnen der Gaming-Szene anwesend. Einzelne Räume boten eine Art „Watch2gether“, also gemeinsames Zuschauen eines Streams einer Person, welche die Indie Arena Booth unterstützt. Darüber hinaus konnte man sich jeder Zeit mit allen Usern auf der Messe austauschen, insofern man sich befreundet. So konnte man sich entweder mit Freunden zusammentun, aber bei Bedarf auch viele neue Leute kennenlernen. Schon fast wie auf einer Messe.
Alles in allem also das, was eine Messe bietet, aber auf digitale Möglichkeiten runtergebrochen, Neues geschaffen und Altes innovativ erweitert. Ist das DER Ersatz für eine physische gamescom? Die meisten werden wohl mit „nein“ antworten. Allerdings kann dies als eine sinnvolle Erweiterung der Messe gesehen werden. Eine Möglichkeit, Teil des Ganzen zu sein, auch wenn man nicht direkt vor Ort ist. Menschen die krankheitsbedingt nicht dabei sein können, zu weit weg wohnen oder schlicht keine Zeit oder Geld haben, um 1-3 Tage nach Köln zu kommen, finden hier eine Möglichkeit, zumindest ein Stück gamescom zu erleben und auch Teil dessen zu sein, wofür die Messe eigentlich steht: Das Feiern der Videospiel- und Nerdkultur.
Als Fazit kann ich nur sagen:
Die letzten Jahre hat sich die Indie Arena Booth zu einem der großen Attraktionen entwickelt.
Dieses Jahr war es allerdings ohne Zweifel DIE Hauptattraktion der gamescom 2020!
- Die Kleinen ganz groß – DAS Messehighlight der gamescom 2020 - 11. September 2020