Gamescom. Endlich. Lange fieberten Hunderttausende von Besuchern, ob vom Fach oder einfach „nur“ begeisterte Spieler der größten Unterhaltungsmedienmesse Europas entgegen. Zum sechsten Mal öffnet sie ihre Pforten in Köln. Was normalerweise aber ein Hochgefühl auslöst, lässt dieses Jahr aus irgendeinem Grund etwas Langeweile aufkommen. Sicher, für denjenigen, der die Messe seit der Eröffnung nicht jedes Jahr besucht hat, mag das nicht so sein, aber wer schon öfter dabei war, dem fällt ein gewisse Lethargie auf. Doch woran liegt das?
Der Hund liegt definitiv nicht in der Organisationsform begraben. Obwohl die Hallen etwas komprimierter wirken als sonst ist das Ganze definitiv Tip-Top ausgearbeitet. Genug Ablenkung, Nebenangebote und Ruheplätze gibt es allemal. Die großen Publisher und Entwickler sind fast alle da. Microsoft, Sony, Nintendo, EA, Ubisoft – Sie alle reißen sich um die Aufmerksamkeit der Besucher. Also doch alles in Butter? Eben nicht. Denn guckt man sich das Line-Up an, wird einem langsam bewusst, warum alles etwas einfarbig wirkt. Das nächste Battlefield („Battlefield: Hardline“), zwei neue Assassin’s Creed („Assassin’s Creed: Unity“ und „Assassin’s Creed: Rogue“), der milliardenste Call of Duty-Teil („Call of Duty: Advanced Warfare“), ein neues Far Cry („Far Cry 4“)… Das ist alles schön und gut und die Liste lässt sich auf ewig weiterführen. Aber wo sind die wirklich NEUEN Sachen? Die Diskussion um den Fortsetzungswahn ist wahrscheinlich mittlerweile ausgelutschter als irgendein sonst über der Gamingindustrie schwebendes Thema (mal abgesehen von der „Killerspiel“-Diskussion), aber richtig lösen kann man sich so definitiv nicht. Es gibt natürlich einige Lichtblicke, die an dieser Stelle nicht vorbehalten werden sollen. Ubisoft kann mit „Tom Clancy’s: The Division“ einen echten Volltreffer landen, Bungies „Destiny“ und Turtle Rocks „Evolve“ scheinen echte Multiplayer-Schmankerl zu werden und mit Sonys „The Order: 1866“, Tango Gameworks „The Evil Within“ und FromSoftwares „Bloodborne“ kommen gleich drei düster anmutende Kracher um die Ecke. Doch auch hier lässt sich konstatieren: Es geht (fast) nur in eine Richtung. Action, Action und nochmal Action. Wo sind die smarten, innovativen Entwicklungen der letzten Jahre hin? Gibt es keine Ideen mehr? Ist das alles schlecht?
Nein. Bei allem was die diesjährige gamescom auszumachen scheint, darf man eines unter keinen Umständen vergessen: Das letzte Jahr. Denn beinahe alle guten und großen Entwickler lieferten im letzten Jahr eine unglaubliche Dichte an noch unglaublicheren Spielen ab. „Bioshock: Infinite“ oder „The Last of Us“ etwa, um hier nur mal zwei Beispiele zu nennen. Da ist es doch klar, dass das Jahr danach vielleicht ein mittelgroßes kreatives Loch aufweist! Betrachtet man es von dieser Seite kann man der gamescom 2014 den leichten Einheitsbrei locker verzeihen und sie steht auf einmal wieder ganz gut da. Die Atmosphäre, wieder einmal super, trägt ebenfalls dazu bei. Auch wenn man sich vielleicht erstmal etwas in seinen Erwartungen bremsen muss: Die gamescom lohnt sich allemal.
Foto oben: Kölnmesse
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