Asiatische Stereotypen gehen zu weit

Als jemand, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, aber trotzdem weder in Deutschland noch in Asien vollständig akzeptiert wird, ist meine Identität eine ständige Quelle der Verwirrung und der Unsicherheit. In Deutschland werde ich oft nicht als „echte Deutsche“ wahrgenommen, obwohl ich hier geboren wurde, die Sprache fließend spreche und die Kultur in vielen Aspekten lebe. Manchmal fühle ich mich, als wäre ich immer nur die „Ausländerin“, auch wenn ich in diesem Land genauso zu Hause bin wie jeder andere. Die Menschen hier sehen mich oft nur durch die Linse meiner asiatischen Herkunft, was mir das Gefühl gibt, nie ganz dazu zu gehören – auch wenn ich doch so viel mit dieser Gesellschaft und Kultur verbinde.

In Asien, besonders in meiner Heimat Hongkong, ist die Situation nicht viel anders. Obwohl ich mich stark mit der Kultur und Geschichte von Hongkong und Festlandchina identifiziere, wird mir oft vorgeworfen, „zu westlich“ zu sein. In Hongkong sprechen viele Menschen Kantonesisch, während auf dem Festland Mandarin die vorherrschende Sprache ist. Dennoch werde ich oft mit der Frage konfrontiert, ob ich „asiatisch“ spreche – als ob es nur eine einzige „asiatische“ Sprache gäbe, was die kulturelle Vielfalt in Asien völlig ignoriert. Meine Antwort, dass ich Kantonesisch spreche, wird oft nicht wirklich ernstgenommen und die meisten Leute denken, dass es doch „gleich“ sei mit Mandarin oder dass ich eben nicht „wirklich asiatisch“ sei, wenn ich keine perfekten Kenntnisse in Mandarin habe. Diese Art der Verallgemeinerung und Ignoranz in Bezug auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen asiatischen Kulturen und Sprachen ist in Asien genauso verbreitet wie in der westlichen Welt. Das macht es schwer, die Einzigartigkeit meiner Herkunft zu erklären, ohne dass sie heruntergespielt oder missverstanden wird.

Was mich am meisten frustriert, ist die Tatsache, dass diese Probleme nicht nur von außen kommen, sondern auch von innen. Ich frage mich oft, warum ich das Gefühl habe, nie wirklich akzeptiert zu werden, sowohl in Asien als auch in Deutschland. In Deutschland werde ich von vielen Menschen als „zu asiatisch“ angesehen, während ich mich kulturell und emotional stark mit Deutschland verbunden fühle. Aber in Asien werde ich als „zu westlich“ betrachtet, weil ich hier aufgewachsen bin und die westliche Lebensweise übernommen habe. Das ständige Gefühl, nirgendwo wirklich zu Hause zu sein, erzeugt ein tiefes Unbehagen, das schwer zu beschreiben ist. Es gibt eine ständige Unsicherheit in mir. Bin ich zu wenig deutsch, um wirklich deutsch zu sein? Und bin ich zu wenig asiatisch, um wirklich asiatisch zu sein? Diese Zerrissenheit führt zu einer Identitätskrise, in der ich immer wieder versuche, irgendwo dazuzugehören, ohne dass ich jemals den vollständigen Platz finde.

Ein weiterer Aspekt dieser Schwierigkeiten ist, dass ich oft mit der Frage konfrontiert werde, welche Kultur ich eigentlich vertrete. Es wird davon ausgegangen, dass ich entweder nur westlich oder nur asiatisch sein kann, aber nicht beides. Es gibt kein Verständnis dafür, dass Menschen, die zwischen zwei Kulturen leben, beide Teile gleichzeitig in sich tragen können, ohne sich zwischen ihnen entscheiden zu müssen. In Asien und auch in Deutschland fühle ich mich oft wie eine „Brücke“, die von beiden Seiten als nicht ganz zugehörig wahrgenommen wird. Auf der einen Seite werde ich als „zu westlich“ angesehen, auf der anderen Seite als „zu asiatisch“, was bedeutet, dass ich in beiden Gesellschaften immer wieder das Gefühl habe, eine Außenseiterin zu sein.

Diese ständige Ablehnung und das Gefühl der Entfremdung werden noch verschärft durch die Erwartungen, die an mich gestellt werden, sowohl in Bezug auf mein Verhalten als auch auf mein Aussehen. Wenn ich in Deutschland bin, wird oft erwartet, dass ich mich den deutschen Normen anpasse. Aber wenn ich dann in Asien bin, muss ich mich wieder an anderen Normen messen lassen, die oft im Widerspruch zu denen in Deutschland stehen. Die Vorstellung, wie ein „echtes“ Mitglied einer Gesellschaft oder Kultur auszusehen oder sich zu verhalten hat, wird immer wieder auf mich übertragen, ohne dass mir erlaubt wird, einfach ich selbst zu sein. Jemand, der weder ausschließlich westlich noch ausschließlich asiatisch ist, sondern eine einzigartige Mischung beider Welten lebt.

Ein weiteres Problem, das sich aus dieser ständigen Entfremdung ergibt, ist die Frage nach meiner Herkunft und Identität. Ich habe zwar den deutschen Pass und bin hier aufgewachsen, aber es fühlt sich nicht so an, als würde das wirklich zählen. Die Tatsache, dass ich in Deutschland geboren wurde, wird oft einfach übersehen, und stattdessen wird mir gesagt, dass ich keine „richtige Deutsche“ bin, weil ich eben asiatisch sei. Diese ständige Reduzierung auf meine Herkunft, die in Deutschland oft als „fremd“ wahrgenommen wird, macht es schwer, mich vollständig als Teil der deutschen Gesellschaft zu fühlen. Die Frage nach der „Wirklichkeit“ meiner Zugehörigkeit zu Deutschland ist für mich eine ständige Quelle des Unbehagens. Warum sollte es eine Rolle spielen, ob meine Vorfahren aus Asien kommen? Warum wird mir nicht einfach zugestanden, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein?

In Asien, wo ich ebenfalls eine Verbindung fühle, wird mir oft vorgeworfen, zu „verwestlicht“ zu sein, was genauso schmerzhaft ist. Ich werde gefragt, warum ich nicht die „traditionellen Werte“ vertrete oder warum ich die „westliche Lebensweise“ übernommen habe. Dies wird vor allem in Hongkong und in Teilen von Festlandchina so wahrgenommen, da ich die westliche Bildung und Lebensweise, die mir hier in Deutschland zuteil wurde, in vielen Aspekten übernommen habe. Für viele in Asien bin ich eine „Fremde“, die ihre „eigenen Wurzeln“ verloren hat. Aber dabei übersehen sie, dass ich immer noch tief mit Hongkong und Festlandchina verbunden bin, auch wenn ich nicht der traditionellen Vorstellung einer „typischen Asiatin“ entspreche. Ich bin stolz auf mein Erbe, auf die chinesische Kultur und auf die Werte, die mich geprägt haben. Doch diese Wertschätzung wird oft nicht anerkannt, weil sie nicht mit den traditionellen Vorstellungen übereinstimmt.

Die Frage der Identität ist daher für Menschen wie mich, die zwischen verschiedenen Welten leben, sehr komplex. Ich fühle mich weder vollständig in der westlichen noch in der asiatischen Welt zu Hause, weil ich in beiden als „anders“ wahrgenommen werde. Das ist eine schwierige Situation, die mich oft in ein tiefes inneres Dilemma stürzt. Ich möchte meine Herkunft und meine kulturelle Identität feiern, aber es scheint, als ob ich ständig die Frage beantworten muss, wo ich wirklich hingehöre. Die Realität ist jedoch, dass meine Identität nicht in einfache Kategorien gepresst werden kann. Ich bin eine Mischung aus beiden Kulturen – und das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Ich bin stolz darauf, beide Welten zu kennen und zu schätzen, auch wenn sie sich manchmal widersprechen. Doch die Herausforderung bleibt, dass ich in beiden Welten oft nicht als „vollständig“ anerkannt werde, was das Gefühl der Entfremdung verstärkt.

Ich wünsche mir, dass mehr Menschen verstehen, dass Identität vielschichtig und komplex ist und dass es nicht immer eine einfache Antwort gibt, wohin man gehört. Es ist an der Zeit, die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Identitäten zu akzeptieren, ohne sie auf bestimmte Kategorien und Stereotype zu reduzieren. Denn am Ende des Tages geht es nicht darum, wo wir herkommen, sondern wer wir sind und wie wir uns in der Welt zurechtfinden – unabhängig von den Etiketten, die uns von außen auferlegt werden.
Es gibt Momente, in denen sich das Gefühl, nicht wirklich dazuzugehören, besonders schmerzhaft anfühlt, besonders wenn man mit rassistischen Kommentaren oder Vorurteilen konfrontiert wird. Heute war so ein Tag. Als Asiatin, die zwischen verschiedenen Kulturen lebt, habe ich viele Dinge gehört, die mich enttäuscht und verletzt haben. Einer dieser Momente war, als ein Kind mich fragte, ob ich aus China komme. Das an sich war nicht das Problem, sondern die Reaktion, die darauf folgte. Als ich erklärte, dass ich aus Hongkong komme, begannen sie, „Bing Chilling“ zu rufen – ein Ausdruck, der durch einen virales TikTok-Meme populär wurde, das sich auf ein chinesisches Eis bezieht, aber auch oft als eine Art verspottendes „Chinesisch“ oder „asiatisches“ Klischee verwendet wird.

Dieser Moment war besonders unangenehm, weil es nicht das erste Mal war, dass mir solche Dinge gesagt wurden. Der Begriff „Bing Chilling“ mag für viele nur ein harmloser Witz oder ein Trend sein, aber für mich als jemand, der seine asiatische Identität in einem westlichen Kontext lebt, ist es ein ständiger Reminder an die Reduzierung auf stereotype Bilder. Es ist wie eine Erinnerung daran, dass viele Menschen mich immer nur auf das „Chinesische“ reduzieren, ohne die Nuancen und Unterschiede zu verstehen, die es zwischen den verschiedenen asiatischen Kulturen gibt. Die Tatsache, dass der Begriff oft in einem Ton verwendet wird, der sich fast wie ein Spott anhört, macht es noch unangenehmer. Es ist eine ständige Erinnerung daran, dass ich nicht nur als Asiatin gesehen werde, sondern als Teil eines größeren, vereinheitlichten und oft karikierten „asiatischen“ Bildes.

Zu diesem Moment kam noch mehr. Ich wurde mit weiteren Stereotypen konfrontiert, die oft durchlässig in der Gesellschaft existieren – wie der Begriff „Schlitzaugen“ inklusive einer gewissen Geste . Dieser Ausdruck, der sich auf die Form der Augen bezieht, wird häufig in einer Art und Weise verwendet, die sowohl herabwürdigend als auch beleidigend ist. Auch heute wurde er mir wieder an den Kopf geworfen. Es ist eine Bemerkung, die viele Asiaten schon viel zu oft gehört haben und die in ihrer Einfachheit und Unverschämtheit tief verletzt. Man wird auf ein körperliches Merkmal reduziert, als ob das, was einen als Mensch ausmacht, nur noch in äußerlichen, oberflächlichen Kategorien existiert.

Aber es geht nicht nur um diese spezifischen Begriffe. Es gibt auch die unsichtbaren Formen des Hasses, die nicht immer ausgesprochen, aber dennoch spürbar sind. Zum Beispiel die immer wiederkehrende Frage, ob ich „wirklich“ aus Deutschland komme, obwohl ich hier geboren und aufgewachsen bin, oder die Frage, ob ich „wirklich“ Deutsch spreche, weil ich eben nicht das typische Bild einer „deutschen“ Person vertrete. Die Fragen, die nie enden und mir das Gefühl geben, immer und immer wieder meine Existenz und Zugehörigkeit rechtfertigen zu müssen. In den Nachrichten und in den Medien wird oft auf diese Stereotypen zurückgegriffen – in Filmen, in Musikvideos, in Memes – und es fühlt sich an, als würden diese Stereotypen immer wieder normalisiert, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf die Menschen, die sie betreffen.

Und dann gibt es diese Art von gut gemeinten, aber dennoch schädlichen Kommentaren, die sich aus der Unwissenheit speisen. Zum Beispiel wurde ich heute von jemandem gefragt, ob ich aus China komme, und als ich verneinte und erklärte, dass ich aus Hongkong stamme, versuchte die Person weiter, es irgendwie zu „erraten“: „Bist du aus Japan? Vielleicht Korea?“ Als ob es für sie keine Bedeutung hätte, wo genau ich herkomme. Sie schienen das Bild einer „asiatischen“ Herkunft zu suchen, ohne die Vielfalt innerhalb Asiens zu berücksichtigen. Es ist eine Form der Reduzierung, bei der jede asiatische Herkunft als ein homogener Block behandelt wird, ohne das komplexe Geflecht von Nationen, Kulturen und Sprachen zu verstehen.

Und dann gibt es noch die subtileren Formen des Hasses, die in scheinbar freundlichen Bemerkungen verborgen sind. „Ching Chong“ wurde mir auch zugeworfen, was für viele wie ein unbedeutender Scherz klingt. Doch für mich ist es eine Erinnerung daran, wie viele Menschen diese rassistischen Bemerkungen als harmlos oder lustig abtun, ohne zu verstehen, wie verletzend sie sind. Diese Art von Sprache, die leichtfertig verwendet wird, ohne sich Gedanken über die Auswirkungen auf die betroffene Person zu machen, trägt dazu bei, rassistische Stereotypen zu verbreiten und zu verfestigen. Es ist eine Form des „sanften Hasses“, der so tief in unserer Kultur verwurzelt ist, dass viele ihn nicht einmal mehr als problematisch erkennen.

Doch gleichzeitig gibt es auch diese seltsame, paradoxe Dynamik, die sich immer wieder zeigt. Auf der einen Seite gibt es den Hass und die Ignoranz, mit denen ich konfrontiert werde. Auf der anderen Seite gibt es auch diese bizarre Art von „Bewunderung“ oder Interesse, die oft von denselben Menschen kommt, die mich zuvor mit Klischees und rassistischen Kommentaren konfrontiert haben. Ich werde manchmal für meine Herkunft und meine asiatischen Wurzeln interessiert befragt, aber gleichzeitig wird diese Faszination oft von oberflächlichen Annahmen begleitet. Es gibt diese Stereotypen, die mich als „exotisch“ oder „mystisch“ darstellen, als ob die asiatische Kultur etwas zu „bewundern“ oder „zu schätzen“ sei, aber ohne das nötige Verständnis dafür, was diese Kultur wirklich ausmacht. Rcta (Race change to Asian) finde ich auch sehr schwierig.

All diese Erfahrungen, all diese Kommentare, die ich täglich erlebe, schaffen eine seltsame Form der Entfremdung. Es ist, als würde ich nie wirklich gesehen werden – weder als „echte“ Deutsche noch als „echte“ Asiatin. Stattdessen werde ich in eine Kiste gesteckt, die für viele zu eng ist, um mich wirklich als Individuum zu begreifen. Es wird mir nie zugestanden, zwischen den Welten zu leben und beide Teile meiner Identität zu vereinen, ohne mich ständig rechtfertigen zu müssen. Ich habe das Gefühl, dass ich immer wieder eine Erklärung abgeben muss, dass meine Identität nicht nur ein Klischee ist, dass ich mehr bin als nur „die Chinesin“, die von der Gesellschaft auf eine bestimmte Weise wahrgenommen wird.

Trotz all dieser negativen Erfahrungen, gibt es jedoch auch Momente der Hoffnung. Momente, in denen ich mit anderen Menschen in Kontakt trete, die wirklich interessiert sind, wer ich bin, und die nicht auf den Stereotypen herumreiten. Aber diese Momente sind leider immer noch die Ausnahme, nicht die Regel. Und das ist, was mich an dieser ganzen Situation am meisten frustriert – der ständige Kampf, meine Identität zu erklären und zu verteidigen, während ich gleichzeitig versuche, einfach nur akzeptiert zu werden, so wie ich bin. Es ist ein anstrengender Prozess, der mich oft an den Rand der Erschöpfung bringt. Aber ich gebe nicht auf, denn ich weiß, dass meine Identität mehr ist als nur das, was andere über mich denken. Und vielleicht wird die Welt irgendwann beginnen, das zu sehen.

Es gibt eine ständige Zerrissenheit in mir, die oft nicht verstanden wird. Eine Zerrissenheit zwischen den Kulturen, den Erwartungen und den Identitäten, die mir von außen auferlegt werden. Wenn ich in Deutschland bin, fühle ich mich oft wie eine Außenseiterin, die nie ganz als Teil dieser Gesellschaft akzeptiert wird, obwohl ich hier geboren wurde und die deutsche Kultur in vielen Aspekten lebe. Doch für viele ist das nicht genug. Der deutsche Pass allein scheint nicht zu zählen, und ich werde immer wieder auf mein „Asiatischsein“ reduziert, ohne dass jemand wirklich versucht, mich als das zu sehen, was ich bin – eine Person, die ihre eigene, einzigartige Mischung aus Kulturen lebt.

Aber auch in Asien, speziell in Hongkong, fühlt es sich nicht viel anders an. Die Unterschiede zwischen Festlandchina und Hongkong sind nicht nur geografischer, sondern auch kultureller Natur. Es ist, als ob man ständig versuchen muss, sich in einer Welt zu beweisen, in der man entweder als zu westlich oder als „nicht asiatisch genug“ angesehen wird. Die Kultur Hongkongs hat ihre eigene Identität, die sich von der chinesischen auf dem Festland unterscheidet. Doch dieser Unterschied wird oft nicht anerkannt. Wenn ich versuche, meine kulturelle Identität zu erklären, stößt es oft auf Unverständnis oder wird abgetan. Die Fragen, die mir gestellt werden, sind nicht selten die gleichen wie in Deutschland: „Sprichst du asiatisch?“ oder „Kommst du aus China?“ Und es fühlt sich jedes Mal an, als müsste ich meine Zugehörigkeit und meine Herkunft verteidigen, obwohl ich das Gefühl habe, dass diese Diskussion nie wirklich endet, weil das Verständnis und die Akzeptanz nie vollständig ankommen.

Die Kommentare und Fragen, die ich täglich höre, kommen häufig in Form von Stereotypen, die tief in der Gesellschaft verwurzelt sind. Diese stereotypen Bilder von „Schlitzaugen“, „Ling Ling“ oder „Ching Chong“ sind mehr als nur harmlose Witze – sie sind Beweise für die Oberflächlichkeit, mit der asiatische Kulturen und Menschen oft betrachtet werden. Auch heute wurde mir wieder „Bing Chilling“ zugerufen, was an sich schon ein Hinweis auf die weite Verbreitung von Klischees über die asiatische Kultur ist. Es mag für einige ein Witz oder Trend sein, aber für mich ist es eine Erinnerung daran, dass viele Menschen mich nie als Individuum sehen, sondern immer nur durch die Linse von Klischees und Stereotypen.

Was mich besonders schmerzt, ist, dass diese Reduzierung auf Klischees oft nicht einmal in bösartiger Absicht geschieht. Viele der Menschen, die solche Bemerkungen machen, wissen nicht, wie verletzend sie sind. Doch das macht sie nicht weniger schädlich. Es geht nicht nur darum, was gesagt wird, sondern auch darum, wie oft es passiert und wie wenig Aufmerksamkeit der Kontext erhält. Diese Klischees sind tief in unserer Kultur verankert, und ich frage mich oft, wie viele Menschen wirklich bereit wären, sich mit den realen Herausforderungen auseinanderzusetzen, die Menschen wie ich erleben, ohne uns auf oberflächliche Darstellungen zu reduzieren.

Dabei gibt es eine seltsame, paradoxe Dynamik, die ich immer wieder erlebe. Auf der einen Seite gibt es diesen stetigen Strom von Stereotypen und Vorurteilen, die mich entmenschlichen und in eine Schublade stecken. Auf der anderen Seite gibt es das Interesse an „asiatischer Kultur“, das oft als exotisch oder mystisch wahrgenommen wird, jedoch meistens von der gleichen Personengruppe kommt, die mir zuvor mit ihren Kommentaren das Gefühl gibt, „anders“ zu sein. Es ist ein seltsames Gefühl, einerseits zu erleben, als „besonders“ oder „interessant“ wahrgenommen zu werden, aber gleichzeitig mit negativen Stereotypen konfrontiert zu werden, die diese „Besonderheit“ entwerten.

In solchen Momenten frage ich mich, warum es so schwer ist, als Mensch gesehen zu werden, ohne auf die Herkunft reduziert zu werden. Warum kann ich nicht einfach die Mischung aus beiden Welten leben – die westliche, in der ich aufgewachsen bin, und die asiatische, die ich immer noch tief in mir fühle – ohne ständig mit Stereotypen und Missverständnissen konfrontiert zu werden? Warum muss ich mich immer wieder verteidigen, wenn ich versuche, meine Identität zu erklären, die sich weder in ein einziges Land noch in eine einzige Kultur pressen lässt? Ich habe das Gefühl, dass die Gesellschaft immer noch in einfachen Kategorien denkt, die keine Platz für die Vielfalt menschlicher Erfahrungen lassen.

Ich will nicht länger die „Andersartige“ sein, die sich ständig erklären muss. Ich möchte in der Lage sein, meine Identität zu leben, ohne mich rechtfertigen zu müssen. Aber gleichzeitig weiß ich, dass diese Realität sich nicht von heute auf morgen ändern wird. Es wird Zeit brauchen, bis wir beginnen, die Vielfalt der menschlichen Erfahrung anzuerkennen und zu schätzen – ohne Stereotypen und Verallgemeinerungen. Bis dahin bleibt es eine tägliche Herausforderung, zwischen den Welten zu navigieren und gleichzeitig zu versuchen, einfach nur als die Person gesehen zu werden, die man wirklich ist. Es ist ein Prozess, der nicht leicht ist, aber es ist ein Prozess, den ich nicht aufgeben werde. Denn am Ende des Tages geht es darum, sich selbst treu zu bleiben, egal wie die Welt einen sieht.

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