Ich habe die ersten beiden Star Wars Prequels mit Freunden geschaut, da ich Clips auf TikTok gesehen habe, wie Anakin Padmé die Liebe gesteht. Doch ich muss sagen, die ersten beiden Teile der Star Wars Prequel Trilogie enttäuschen in vielerlei Hinsicht. Die Filme, die eigentlich das epische Fundament für die ursprüngliche Trilogie legen sollten, sind ein Paradebeispiel dafür, wie eine Geschichte durch schlechte Charaktergestaltung, langweilige Handlung und übermäßige Effekthascherei entzaubert werden kann. Durch TikTok und Co. wird diese Filmreihe meiner Meinung nach viel zu romantisiert.
ACHTUNG SPOILER!!!
Zu viel Fokus auf visuelle Effekte statt auf eine kohärente Geschichte
Der auffälligste Kritikpunkt ist der exzessive und ständige Einsatz von CGI. In beinahe jeder Szene wurden Spezialeffekte eingebaut, die teilweise die Grenze zur Unnatürlichkeit überschreiten. Das hatte keinen catchy Vibe, sondern für mich eher etwas Erzwungenes. Die Figuren, Raumschiffe und Kreaturen wirken oft wie aus einem Videospiel und nicht wie echte, greifbare Elemente der Galaxie. Das Design der Charaktere ist meiner Meinung nach auch allgemein fragwürdig und unangenehm. Die computergenerierten Designs sind übertrieben und glänzend, und statt die Welt greifbarer zu machen, lassen sie sie flach und künstlich wirken. Es gibt gar nichts, was einen an den Charakteren hält. Es fehlen physische Details, wie man sie aus den Originalfilmen kennt – Schläuche, Kabel, rostige Stellen oder Gebrauchsspuren, die eine futuristische, aber zugleich lebendige Umgebung erzeugen. Zumindest es genau das, was ich zum Beispiel aus TikToks zu Star Wars kenne. Es ist enttäuschend, dass man bei den Details gemerkt hat, dass auf das Budget geachtet wurde. Stattdessen wirken die Welten und Maschinen in Episode I und Episode II wie frisch aus dem 3D-Programm entsprungen, ohne jede Tiefe oder Einzigartigkeit.
Die langweilige und statische politische Handlung war meiner Meinung nach auch ein Riesenproblem
Die politischen Handlungsstränge sind ein weiterer Schwachpunkt. Während Politik als Hintergrund für den Untergang der Republik spannend sein könnte, wird sie hier in langen, statischen Szenen und komplizierten Dialogen verpackt, die den Zuschauer eher langweilen als fesseln. Ich habe dadurch auch weniger aufmerksam aufgepasst, weil es einen nicht gecatcht hat. Der ganze Konflikt rund um die Republik und den Senat wird in eine Serie aus Sitzungen, Bürokratie und Besprechungen verwandelt, die den Film oft ausbremsen. Es fehlen Spannung und eine klare Bedrohung, was besonders schade ist, da diese Aspekte die Filme emotional und erzählerisch bereichern könnten.
Anstatt also die Liebesgeschichte von Anakin und Padmé in eine spannende und dynamische Handlung einzubetten, verlieren sich die Filme in langatmigen Diskussionen und statischen Szenen über die Republik und den Senat. Diese Teile wirken fast wie Füllmaterial und lenken unnötig von den eigentlichen Höhepunkten der Geschichte ab. Es fehlt an einer klaren Spannungskurve, wie es in den meisten guten Filmen vorhanden ist, und die meisten politischen Details wirken so kompliziert und verworren, dass sie für den Zuschauer kaum relevant werden. Stattdessen hätte man die politische Situation nutzen können, um die innere Spannung von Anakin und die tragische Dimension seiner Beziehung zu Padmé noch intensiver darzustellen.
Schwache Charakterentwicklung und wenig Bindung zu den Figuren
Die Charaktere, insbesondere Anakin, wirken oft leblos und bleiben in ihren Handlungen und Emotionen eindimensional. Es gab zwar Momente, wo es nicht so erschien, aber es hat dennoch etwas gefehlt. Statt als komplexer, innerlich zerrissener Charakter gezeichnet zu werden, wird Anakin meist nur als junger, impulsiver Jedi gezeigt, dessen Wut und Frustration eher wie eine oberflächliche Laune wirken als ein echter Konflikt, wodurch man ihn nicht ernstnehmen kann. Die Bindung zu den Charakteren fällt schwer, weil sie kaum nachvollziehbar handeln oder sich entwickeln. Anakin soll eine tragische Figur sein, doch die Filme geben ihm selten genug Hintergrund oder Tiefe, um seine Entscheidungen verständlich zu machen, wodurch der Zuschauer viel weniger Empathie zu ihm aufbaut. Auch Padmé, die ursprünglich als starke Figur eingeführt wurde, verliert schnell ihre Unabhängigkeit und wird zur Nebenfigur, ohne eigene Handlung oder Entscheidungsfreiheit. Ihre Entwicklung bleibt genauso oberflächlich, und man erfährt kaum etwas über ihre eigenen inneren Konflikte oder Wünsche. Sie wirkt viel mehr als Dekoration, was mich sehr stört.
Außerdem hätte Anakins innere Zerrissenheit und sein langsamer Abstieg zur dunklen Seite viel nuancierter dargestellt werden können. Statt ihm Raum für echte Charakterentwicklung zu geben, wirken seine Übergänge oft überstürzt und wenig überzeugend. Sein Charakter, der zwischen Zuneigung, Ehrgeiz und innerer Dunkelheit schwankt, bleibt zu unausgereift und bekommt nur selten echte Momente, in denen er sich wirklich öffnet. So bleibt sein Konflikt oft unklar, was es schwieriger macht, die Gründe für seinen Wandel nachzuvollziehen. Seine Beziehung zu Padmé sollte eigentlich als Anker und als Teil dieses Konflikts dienen, wird aber oft in Nebenszenen verbannt, ohne die nötige Tiefe zu erreichen. Meiner Meinung nach sind diese Szenen auch viel zu kurz, um die Komplexität voll auszuschöpfen. Man hätte ein paar der unnötigen Schaukampf-Szenen kürzen können, um näher darauf einzugehen.
Langweilige, mechanische Actionszenen ohne Spannung kommen auch dazu
Die Kämpfe und Actionszenen könnten eine große Stärke sein, um die Spannungen und Bedrohungen in der Galaxie zu vermitteln, doch hier enttäuschen die Filme auf ganzer Linie. Viele Kampfszenen sind endlose Schaukämpfe, die wenig Bedeutung für die Handlung haben und eher als reiner Effekt ohne dramatischen Gehalt erscheinen. Gerade wenn es um Anakin geht, hätte man die Kämpfe stärker als Metaphern für seinen inneren Konflikt einsetzen können, statt sie als reine Schaukämpfe zu inszenieren. Die Lichtschwert-Duelle, die eigentlich den inneren Konflikt und die Stärke der Charaktere darstellen könnten, wirken also oft wie choreografierte Tanzszenen ohne echte Gefahr. Es fehlt das Gefühl von Bedrohung oder Spannung, und die Action scheint nur Mittel zum Zweck, um visuell beeindrucken zu wollen, ohne inhaltlich zur Geschichte beizutragen. Ich finde auch, dass in der Szene, in der jemandem der Kopf abgeschlagen wird, die Emotionen sowie die Details fehlen. Dies wurde auch in der Szene viel zu grob dargestellt und anatomisch inkorrekt.
Eine künstliche Welt, die meiner Meinung nach ihrer Seele beraubt wurde
Die Welt von Star Wars lebt von der Mischung aus technologischen Wundern und einer düsteren, dreckigen Atmosphäre. Doch in den ersten beiden Prequels wirkt alles steril und überpoliert. Planeten wie Naboo und Coruscant, die eigentlich mit Leben und Kultur erfüllt sein sollten, wirken wie künstliche Bühnenbilder ohne echte Lebendigkeit. Es fehlt Nähe zu den Bewohnern und man spürt keine echte Kultur oder Geschichte in diesen Orten. Sie sind wie leere Kulissen, die kaum Atmosphäre vermitteln. Die Details, die die Original-Trilogie so einprägsam gemacht haben und die man auch kennt, ohne die Filme gesehen zu haben, wie die abgenutzten Raumschiffe oder die schmutzigen Straßen von Tatooine, fehlen hier komplett.
Respekt für die Technik und physische Details fehlen leider auch. Ein entscheidendes Element des Sci-Fi-Genres ist die Einhaltung technischer Glaubwürdigkeit und Details. Doch auch hier enttäuschen die Filme. In vielen Szenen fehlen sichtbare Elemente wie Schläuche, Kabel oder Bauteile, die die Raumschiffe und Maschinen realistisch machen könnten. Stattdessen sieht man oft eine glatte, sterile Oberfläche, die dem Konzept der „Used Future“ völlig widerspricht. Dadurch wirkt die Technik in diesen Filmen übermäßig perfekt und nimmt dem gesamten Universum einen Teil seiner Authentizität.
Unzureichende Darstellung weiblicher Charaktere haben mich auch genervt
Was ebenfalls ins Auge fällt, ist die schwache und oft stereotype Darstellung weiblicher Figuren. Anstatt Padmé als mächtige und kluge Politikerin zu zeigen, wird sie zunehmend auf die Rolle der romantischen Nebendarstellerin reduziert. Sie bekommt kaum die Chance, ihre eigene Stärke zu zeigen oder ihre Fähigkeiten auszuspielen. Frauen in diesen Filmen wirken oft passiv und in traditionellen Rollen gefangen, ohne wirkliche Entscheidungsfreiheit oder Einfluss auf die Handlung. Das ist besonders enttäuschend, da es dem modernen Bild starker, selbstbestimmter weiblicher Figuren widerspricht. Es hat so gewirkt, als wäre sie eine Dekoration, die gerettet werden muss.
Die Liebesgeschichte zwischen Anakin und Padmé ist einer der wenigen Aspekte der ersten beiden Filme, die wirklich berühren können. Ihre verbotene Liebe hat etwas Poetisches, und Anakin zeigt mit seiner Art eine gewisse Tiefe und Verletzlichkeit, die ihn sympathisch macht. Die Momente, in denen sie zusammen sind, haben tatsächlich einen süßen Charme, der eine emotionale Verbindung schafft. Anakin ist oft lyrisch und fast verträumt in seiner Ausdrucksweise, und man spürt, dass er eine echte Leidenschaft und Zuneigung für Padmé empfindet. Diese poetische Seite bringt Wärme und eine sanfte Spannung in die Story. Eine echte Stärke, die man in einem Science-Fiction-Film selten so intensiv sieht.
Dennoch gibt es viele Schwächen, die diesen emotionalen Kern der Geschichte fast überdecken. Die Dialoge zwischen den beiden, die eigentlich tiefgründig und dramatisch sein sollten, sind manchmal schwer nachvollziehbar und hölzern umgesetzt. Der Eindruck entsteht, dass die Dialoge Anakin und Padmé in ihrer Romantik nicht wirklich gerecht werden, was es schwer macht, ganz in ihre Beziehung einzutauchen. Das Potenzial dieser intensiven Liebesgeschichte wird also leider nicht voll ausgeschöpft, was mich besonders enttäuscht, da ihre Liebe der Dreh- und Angelpunkt für Anakins späteren Wandel ist – soweit ich zumindest informiert bin.
Bildquelle: lucasfilm.com
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