„Seid ihr das Essen? Nein, wir sind die Jäger!“ schmettert das Opening der Serie Attack on Titan einem direkt ins Gesicht. Die Serie basiert auf dem 2009 erschienenen Manga von Hajime Isayama und erzählt eine Geschichte, die unserer Welt nicht ähnlicher sein könnte. Wie oft habe ich Isayama geliebt und verflucht für das, was er unseren Herzen da antat.
Er hat eine Welt geschaffen, in der es auf den ersten Blick nach einem typischen Gut gegen Böse aussieht. Eine Welt, in der Titanen die Feinde sind, die man alle ausradieren muss, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Diese Titanen sind Menschenfresser und die gesamte Menschheit wurde beinahe ausgelöscht, weshalb die übrigen Menschen innerhalb riesiger Stadtmauern ihr Leben eingesperrt verbringen. Isayama bietet uns eine Welt, in der die Menschen sich den eigentlich übermächtigen Feinden stellen und oft über ihre Grenzen hinauswachsen. Es ist eine Welt, in der Menschen leben, die voll sind mit negativen Eigenschaften wie Ausgrenzung, Hass und Verrat, gleichzeitig aber mit noch mehr Menschen, die sich nach Freundschaften, Liebe und Kameradschaft sehnen. Man erkennt eine Welt voll mit unterschiedlichen Nationen, die ihre ganz eigene Geschichte haben und Völker, die genauso sinnlose Konflikte haben wie wir in unserer realen Welt. Umso tiefer wir uns aber in die Materie begeben, merken wir immer mehr, dass es nicht einfach nur eine Welt mit Gut und Böse ist. Es gibt im Grunde keine Person, die wirklich böse ist, weil sie böse sein will.
Attack on Titan ist keine Geschichte, die nur durch Trauer, Hass und Rache geleitet wird. Es ist eine Geschichte, die uns durch viele Situationen begleitet, welche wir auch aus unserem Leben kennen. Im Intro heißt es zwar „Nein, wir sind die Jäger!“, aber im Grunde dauert es einige Zeit, bis unsere Held*innen auch mal wirklich Erfolge erzielen und das ist auch gut so, denn eben diese immensen Kraftsprünge halten die Spannung aufrecht. Wie oft standen wir als Zuschauer*innen kurz davor in Ohnmacht zu fallen, weil es für unsere Held*innen aussichtslos erschien, weil die Übermacht der Titanen einfach zu immens war und sie es doch nach spektakulären Kämpfen geschafft haben, in denen sie über sich selbst hinauswuchsen.
Die Serie wirft einige Fragen auf. Die eigentliche Frage ist aber: ist Rache an den Titanen und denen, die dahinterstecken, wirklich Gerechtigkeit? Ich sage ganz klar nein. Wenn Rache Gerechtigkeit ist, dann bringt Gerechtigkeit nur noch mehr Rache und wird so zu einem endlosen Kreislauf aus Hass. Wir begegnen in dieser Geschichte einigen Menschen, mit denen wir uns mal mehr und mal weniger identifizieren können. Wenn wir einer herzerwärmenden Sasha dabei zuschauen, wie sie einen Sack Kartoffel festhält und dabei feiert als wäre es Weihnachten, Chanukka und Zuckerfest gleichzeitig, denkt keiner von uns nur daran, wann unsere Protagonist*innen endlich in einer gerechten Welt leben können. Es sind die unterschiedlichen Charaktere, die uns diese Serie lieben lassen. Wir alle lieben diese Szenen in den Kasernen, in denen sie – wie wir in unserer Schulzeit – herumgealbert haben, obwohl sie genau wussten, dass es vielleicht ihr letztes Treffen sein könnte. Wir alle saßen vor dem Fernseher oder vor dem Bildschirm und haben ganz laut „Shinzo Sasageyo!“ gerufen, als Erwin zur Kameradschaft aufrief und alle daran erinnerte was es heißt, Kameraden und Freunde zu sein.
Mit der Mischung aus Düsterheit, Drama, Action und einigen Lachern hat Hajime Isayama ein wahrhaftiges Meisterwerk kreiert, welches ich jedem nur ans Herz legen kann. Ich konnte viel aus dieser Serie mitnehmen und habe an einigen Momenten auch einige Stunden lang tiefgründig darüber nachdenken müssen, was mir da gerade vor Augen geführt wurde.
Bildquelle: kaze-online.de
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