devcom – Der Kongress vor der gamescom

Schon zum dritten Mal fand die devcom, eine inzwischen etablierte Entwicklerkonferenz für Videospiele, im Vorhinein der gamescom statt. Wenn sie 2017 als schneller Ersatz für die GDC Europe von einigen noch belächelt wurde, so sollten nun, da sie mit eigener GmbH daherkommt und 3000 Besucher willkommen heißen durfte, jegliche Zweifel an der Veranstaltung endgültig beseitigt sein.

Wie auch letztes Jahr begann sie mit einer fulminanten Darbietung des Devcom Choirs, der dieses Jahr mit Stücken wie „Daughter of the Sea“ und einem A cappella Arrangement aus Cuphead aufwartete.
Dieses Jahr war die devcom in sage und schreibe 8 Tracks gegliedert: Game Design, Narrative Design, Tech and Programming, Sound & Music, Art and Visuals, Leadership, Production & Team Management und Business and Marketing. Ich für meinen Teil habe mich vermehrt dem Sound & Musik und dem Narrative Design Track gewidmet, weshalb ich über die anderen Tracks keine wirklichen Aussagen treffen kann.

Sehr faszinierend war der Vortrag von Brian D’Oliveira am Sonntag der devcom, in dem er erklärte, wie er für den Soundtrack von “Shadow of The Tomb Raider“ in fast vergessene Dörfer Mexikos reiste, um sich mit den antiken Instrumenten und der Musik der Maya vertrauter zu machen. Er brachte sogar einige seiner Repliken, die er auf seiner Reise erworben hatte, mit nach Köln, sodass einige Zuschauer am Ende seines Vortrages mit ihm zusammen eine Spielszene neu vertonen konnten. Sehr eindrucksvoll!

Zusätzlich zu den Vorträgen in den großen Sälen, wie dem Offenbach- und dem Europasaal, gab es viele kleinere Bühnen in Halle 11.2 sowie eine Showfloor Stage und die Dolby Atmos Stage, in der die neuesten Errungenschaften im Audio Bereich präsentiert werden konnten.

Auf einer der kleineren Bühnen in Halle 11.2 interessierte mich ein Vortrag mit dem provokanten Titel „Making grown Men cry“ von der norwegischen CEO Catharina Due Bøhler. Sie berichtete von den Schwierigkeiten, sich mit komplizierten und emotionalen Themen in Videospielen zu befassen. Im von ihrem Studio „Sarepta Studio“ entwickelten Spiel „My Child Lebensborn“ spielt man beispielsweise den Ziehelternteil eines siebenjährigen Kindes aus dem Lebensborn-Projekt des nationalistischen Deutschen Reichs nach dem Kriegsende des zweiten Weltkriegs. Sie erklärte, wie die Entscheidungsfindung ablief, das Spiel aus der Sicht eines Elternteils und nicht aus des Kindes selbst spielen zu lassen. Höchst interessant.

Auch sehr aufschlussreich war das letzte Panel des ersten Tages mit dem Titel: „The uncomfortable and familiar topic of game violence“, in dem unter anderen Leute wie James Portnow, der als Designer an der Call of Duty Reihe beteiligt war, sich durchaus selbstkritisch zu diesem Thema äußerten.

Ebenfalls sehr schön anzusehen waren die devcom Hero Awards, moderiert von der uns bekannten Melek Bagün, bei denen unter anderem die Britin Dr. Jo Twist, die CEO von Ukie, den bestehenden Zusammenhalt in der Games-Branche lobte, der sich nicht vom politischen Mist ablenken lassen sollte.

Alles in allem war es wieder einmal eine sehr aufschlussreiche devcom, die die Diversität in der Branche feierte und zum Vorteil aller zu nutzen wusste. In diesem Sinne: Bis zum nächsten Jahr!

Jan Turowski