Electronic Arts: Der Riese auf der Gamescom

Die gamescom ist schon wieder vorbei, doch die Eindrücke bleiben. Vor allem die, des wohl größten Publishers Electronic Arts, der dieses Jahr aufs Neue den hinteren Teil von Halle 6 hergerichtet hat, um Spielern erste Spieleindrücke ihrer neuen Titel sammeln zu lassen. Betritt man den riesigen Boulevard wird sofort klar, hier stehen mehr Ressourcen zur Verfügung, als bei so manch anderem Publisher. Doch gute PR heißt nicht gleich gute Spiele. Überzeugen dieses Jahr also mehr als nur die neuen Trailer?

Den Anfang macht FIFA: Jedes Jahr das Gleiche, jedes Jahr doch etwas anders und von so einigen geliebt. Die Fußball-Simulation geht in die neue Saison, also reden wir von FIFA 18. Neuheiten sind die dritte Bundesliga sowie DFB-Pokal, die Fortführung des Story-Modus, flüssigere Animationen und die Unterscheidung von Spielertypen (stämmig, schmal usw.). Für manche Fußball-Fanatiker ist der jährliche Neukauf von FIFA ein Muss und so wird sie das neue FIFA 18 sicherlich nicht enttäuschen, aber auch nicht viel anders machen als seine Vorgänger. Wie immer gibt es FIFA für ca. 60€ ab dem 29. September. Käufer wissen, worauf sie sich einlassen und fragen sich wahrscheinlich lieber gar nicht erst, ob der Vollpreis gerechtfertigt ist.

Grafik via Electronic Arts

Weiter geht es mit der Erweiterung In the Name of the Tsar für Battlefield 1, die ab September für voraussichtlich 15€ erhältlich ist. Hier gibt es für Spieler, die bereits das Spiel besitzen, sechs neue Maps, elf neue Waffen sowie drei neue Fahrzeuge und den neuen Spielmodus Supply Drop. Mit anderen Worten: nochmal frischen Wind für alteingesessene Battlefield 1 Spieler, auch wenn es bereits ein DLC im März 2017 gab. Die Bühne und Anspielstationen auf der gamescom wirkten schon fast so, als gäbe es große Neuerungen bei Battlefield, doch wir sprechen schließlich „nur“ über eine Erweiterung. Am Gameplay und dem bisherigen Spielgefühl wird sich wohl nichts tun, interessant wird nur die Frage, ob man durch den Kauf des DLCs erhöhte Gewinnchancen hat oder nicht.

Letztlich gibt es auch eine gute Nachricht für Battlefield Spieler, die nicht mehr Geld ausgeben wollen, denn EA hat zudem eine Closed-Alpha für den neuen kompetitiven Spielmodus Incursions angekündigt. Dabei handelt es sich um einen Modus, bei dem Battlefield untypisch gerade einmal zehn Spieler in zwei Teams gegeneinander antreten werden. So würde EA Battlefield 1 durch deutlich taktischeres Gameplay gerne dem E-Sport näherbringen, ob es ihnen gelingt, wird sich nach der Alpha im September zeigen.

Grafik via Electronic Arts

Need for Speed Payback: Auch hier wird eine altbekannte Serie fortgeführt. Diesem Titel sagt man nach, das passende Spiel für The Fast and the Furious Fans zu sein. Physik-Gesetze werden schlicht nicht beachtet und Action spielt sich in jeder Kurve ab. Zudem hat der Entwickler Ghost Games großen Wert auf Polizei KI gelegt, um an Vorgänger, wie bspw. Need for Speed Most Wanted, anzuknüpfen. Szene der Verfolgungsjagden und Rennen ist dabei die Wüstenlandschaft rund um Las Vegas, die der Spieler abseits der Singleplayer-Missionen frei erkunden kann. Wie immer konzentriert sich Need for Speed auf den Story-Modus, in dem der Protagonist Tyler Rache an einem regierenden Kartell schwört. Auch dieser Titel bietet aus kurzer Sicht Fahrspaß, doch durch den geringen Anspruch wird sich zeigen müssen, ob Spieler länger an dem Titel sitzen werden. Das neue Rennspiel wird voraussichtlich am 10. November 2017 veröffentlicht und schätzungsweise 60€ kosten.

Grafik via Electronic Arts

Zu guter letzt die größte Neuerung, die EA auf dieser gamescom zu bieten hatte: Battlefront II. Bereits an der Inszenierung merkte man, wie schon vor zwei Jahren beim Vorgänger, dass sich der Publisher hier richtig ins Zeug legt. Doch wird Battlefront II dem riesigem Wirbel überhaupt gerecht? Ganz offensichtlich knüpft der Titel an EAs Battlefront von vor zwei Jahren an und versucht einfach zu verbessern, zu erweitern und letztlich zu überzeugen. So bleiben Spielmechaniken grob die gleichen, doch es wurde vom Vorgänger gelernt: Ein Singleplayer-Modus, den sich sehr viele Spieler gewünscht haben, wird eingeführt. Die Multiplayer-Matches wurden durch neue Maps und neue Parteien erweitert und Prinzipien der Raumschiffschlachten wurden überdacht.

Bei den Bodenkämpfen stehen nun fast alle Helden aus den Filmen zur Verfügung. Um diese steuern zu können, muss man allerdings genügend Punkte im Spiel sammeln, anstatt auf der Map zufällig ein Power-Up anzutreffen. Wie auch beim Vorgänger kann man frei zwischen First- und Third-Person Sicht wählen. Neben neuen Maps, Waffen und Vehikeln sind zudem neue Parteien, wie bspw. die Droiden, vertreten. Bei den Multiplayer-spielen handelt es sich vor allem um Objective Plays und so gilt es, Punkte zu verteidigen oder Vehikel zu eskortieren.

Die Weltraumschlacht Starfighter Assault, die man unter anderem auf der gamescom testen konnte, ist neu und verbessert den Kampf zwischen Raumschiffen deutlich. So ist die Steuerung anspruchsvoller, da automatische Manöver entfernt wurden und der Spieler z.B. selbst Raketen oder Gegnern ausweichen muss. Zudem gibt es verschiedene Klassen, sodass man den für seinen Spielstil passenden Starfighter auswählen kann, ob nun schnell und wendig oder langsam und gut gepanzert. Auch hier sammeln Spieler Punkte, um sie in Aufbesserungen zu investieren. Mit genügend Punkten kann man so z.B. für eine Runde in die Rolle des Millenium Falkens schlüpfen.

Battlefront II erscheint am 17. November diesen Jahres als Vollpreistitel von 60€. Besonders freuen darf man sich wohl auf das Singleplayer Debut, das äußerst interessant werden dürfte. Zusätzlich können wir mit sehr schöner Grafik rechnen, für die die Spiele des Entwicklers Dice bekannt sind.

Grafik via Electronic Arts

Kommen wird zum Fazit der diesjährigen EA Vorstellungen: Auf den ersten Blick gibt es leider keine neue Serie, dafür aber jede Menge Fortsetzungen bereits bestehender Titel. Wobei Battlefront II mehr Neuerungen und Innovationen bieten dürfte als FIFA 18 oder Need for Speed Payback, die bereits einige Jahre auf dem Buckel haben. Für FIFA-Begeisterte steht der Kauf des Spiels wahrscheinlich gar nicht zur Debatte, neue Saison, neues Spiel – ein Muss. Interessierte FIFA die Spieler die letzten Jahre nicht, wird der diesjährige Titel ihr Interesse wahrscheinlich auch nicht wecken können. Gleiches gilt für das neue Need for Speed: Seitdem EA die Messlatte mit Most Wanted und Underground 2 sehr hoch gesetzt hat, fällt es schwer, annähernd wieder so viel Spielspaß zu bieten. Auch wenn EA versucht, mit Polizeiverfolgungen nostalgische Gefühle zu wecken oder durch eine noch größere Open-World zu überzeugen, wird es wohl schwierig, alteingesessene Fans zu überzeugen. Was das Battlefield DLC angeht, sprechen wir, wie bereits erwähnt, von einer Erweiterung des bestehenden Spiels. Also interessant für Besitzer von Battlefield 1, die gerne 15€ für eine größere Auswahl im Spiel ausgeben möhten, doch auch hier wird der DLC vermutlich keine komplett neuen Spieler anlocken. Das war EA selbstverständlich bewusst und so haben sie sich zumindest auf der gamescom auf die Vermarktung von Battlefront II konzentriert. Ein Spiel, bei dem mehr als nur die Trailer überzeugen konnten.