… sind zunächst zwei Begriffe, die man intuitiv nicht in einem Atemzug nennen würde: „Die Steuerung muss gut sein, die Grafik hochauflösend und es soll möglichst viel Blut fließen. Story oder Moral? Egal!“
Wenn es tatsächlich so einfach wäre, müssten sich die großen Publisher sicher nicht Jahr für Jahr dasselbe anhören: „Fehlende Innovation! Unfertiges Spiel! Das gleiche Spiel mit besserer Grafik!“ So lauten meist die Vorwürfe.
Es ist nun mal leider nicht so einfach. „Wie kann ich verhindern, dass XY stirbt? Welche Entscheidungen kann ich treffen, damit ich diese Person nicht foltern muss? Was kann ich tun, damit der Hund nicht stirbt?“ sind Fragen, die Spielende nicht nur in geschichtsgetriebenen/geschichtsgesteuerten Spielen umtreiben. Nicht umsonst ist der sogenannte „Pacifist-Mode“ – soll heißen, man beendet das Spiel ohne auch nur ein Wesen umzubringen – eine eigene Speed-Run Kategorie.
Doch das Töten bzw. das Nicht-Töten von Charakteren ist nicht die einzige Art der moralischen Entscheidungen, die es zu treffen gilt. So stellt sich zum Beispiel in Minecraft: Story Mode die Frage: „Stehe ich in einem langjährigen guten Freund bei, obwohl dieser jemanden anderen fortjagen will. Oder stehe ich dem anderen Charakter bei, auch wenn dieser zuvor noch mein Rivale war?“
Mit der Spielmechanik des Entscheidens lässt sich allerdings mehr anstellen als nur einfache „Multiple-Choice Quick-Time-Events“. So werden zum Beispiel im Spiel Life is Strange eben solche mit einer Zeitreise-Mechanik gepaart, was noch viel konfusere Dilemmata zulässt: „Bin ich mit der Entscheidung, die ich getroffen habe zufrieden? Soll ich nochmal in der Zeit zurückreisen, um mir ein anderes Szenario anzusehen? Werde ich die Entscheidung, das Szenario geändert zu haben nachher bereuen?“
Jedoch ist die Story bei weitem nicht das einzige Themengebiet, in dem der Spielende mit moralischen Problemen konfrontiert wird. So kann man sich zum Beispiel auch in Spielen, in denen die Story nicht so zentral ist fragen: „Was muss ich tun, um erfolgreich zu spielen?“
In kompetitiven Online-Multiplayer-Spielen lässt sich durchaus häufig das Verhalten der Spieler und Spielerinnen hinterfragen: „Wird fair gespielt? Benutze ich Cheats oder andere illegale Hilfsmittel, um mir einen ungerechten Vorteil zu verschaffen? Ist es moralisch vertretbar, mich in ELO (System zur Einstufung der Spielstärke) Spielen auf ein niedrigeres Level einstufen, um unerfahreneren Spielenden haushoch überlegen zu sein?“
Um diese Fragestellungen machen sich Spielende durchaus mehr Gedanken als man Ihnen zunächst zutrauen mag.
Um diese und mehr Fragen zu klären, hat die die TH Köln vom 24. bis zum 26.03.2017 zum zweiten Mal das „Gamescamp: Ethik & Games“ veranstaltet. Dort treffen Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren auf Gleichgesinnte, um über ihr Hobby, mit dem Schwerpunkt auf ethischen und moralischen Aspekten, zu diskutieren. Das „Gamescamp: Ethik & Games“ ist ein Ableger des großen Gamescamp, welches 2017 vom 12. bis zum 14.05. in Dresden stattfindet. Hier geht es zur Anmeldung.
Dabei ist es egal ob man ProGamer oder Gelegenheitsspieler, Student oder Schüler ist: Diskutiert wird hier auf Augenhöhe. Und dies nicht nur zwischen den Teilnehmern, sondern auch zwischen den hinzugezogenen sogenannten „Jokern“, bei denen es sich um Experten aus der Spielebranche oder Menschen, die sich professionell mit Videospielen befassen handelt.
Auf solchen Gamescamps kann man sich dann den klassischen Fragen wie „Machen Videospiele süchtig und Ego-Shooter wirklich gewalttätig?“, „Sind teure DLCs von Herstellern moralisch vertretbar?“ und „Wie ist das eigentlich mit dem Tod in Videospielen?“ von verschiedensten Standpunkten nähern. Aber auch Fragen wie „Was kann das Spielen in VR für uns in Zukunft bedeuten?“, „Lassen sich Videospiel-Konzepte in der Realität umsetzen?“, „Wie ist das eigentlich mit Essen in Videospielen?“ oder „Wie hält es die Spiele-Industrie eigentlich mit der Geschlechtergleichheit in Videospielen?“ können nahezu tabulos besprochen werden.
Neben dem vielen Reden in unterschiedlichsten Sessions darf das eigentliche Spielen selbstverständlich auch nicht zu kurz kommen. Bei jedem Gamescamp sind nahezu sämtliche aktuelle Konsolen sowie Tablets als auch VR-fähige PCs anwesend, sodass das zuvor Besprochene unmittelbar getestet und überprüft werden kann.
Das macht das Gamescamp (Ethik und Games) zu einem ziemlich einzigartigen Event, bei dem sich Menschen, die sich sonst nicht treffen würden, über Themen unterhalten können, über die sie sonst nicht reden würden. Obwohl diese doch eigentlich so alltäglich und essenziell sind, dass sie eigentlich auch in anderen Zusammenhängen besprochen werden sollten.
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