Nintendo wagt sich nun auch in die Welt der Smartphones und Apps. Mit der interaktiven Kommunikations-App „Miitomo“ veröffentliche die Firma ihre erste eigene Anwendung für sämtliche Android und Apple Geräte. Was die App taugt und ob Nintendo es geschafft hat, in der Flut an Angeboten ein Alleinstellungsmerkmal zu finden, wird im folgenden Artikel deutlich.
Von Lukas Opheiden und „Extraleben“ – der Spieletestergruppe aus der Stadtbibliothek Minden.
Wer Nintendo und deren Spiele kennt, der wird sich in Miimoto direkt zu Hause fühlen. Nachdem man die App gestartet und die überdurchschnittlich lange Ladezeit überbrückt hat, wird man gleich von mehreren bunten Miis, den hauseigenen Avataren von Nintendo, begrüßt. Nun geht es im ersten Schritt darum, ein neues Konto zu erstellen. Hier gibt Nintendo einem die Möglichkeit, sein Konto auch – falls vorhanden – mit der Nintendo Network ID und/oder mit Facebook zu verknüpfen. Sind die Anmeldeformalitäten erfolgt, geht es nun darum, einen eigenen Mii zu erstellen und ihm einen persönlichen Touch in Form von Stimme und Charaktereigenschaften zu geben. Ein bisschen fühlt man sich dabei wie bei Tomodachi Life oder dem EA-Spiel Die Sims. Wie auch bei diesen Simulationen dürfen wir uns überlegen, ob unsere Mii-Figur beispielsweise eher temperamentvoll oder doch ruhig ist und was die Figur anziehen soll. Allerdings sind die Auswahlmöglichkeiten zunächst stark begrenzt, dies soll sich aber nach bereits wenigen Spielstunden ändern.
Jetzt kann es aber endlich losgehen mit dem eigentlichen Inhalt der App. Unsere Figur erscheint in einem kleinen übersichtlichen Raum und lächelt uns an. Und siehe da: Die App sieht richtig klasse aus! Die Mii Figur erscheint in prachtvollen Farben auf dem Display unseres Testsmartphones. Sogleich erscheint eine Sprechblase über dem Kopf unseres Miis. Die fröhlich dreinschauende Figur fragt uns, was unser absolutes Lieblingsessen ist. Danach erscheint ein Fenster, in das man auf die Frage antworten soll. Wir tippen das Wort „Pizza“ ein. Unser Mii freut sich über die Antwort und wir bekommen 15 Bonusmünzen für die Preisgabe unserer Leibspeise. Ein witziger Nebeneffekt hierbei ist die Tatsache, dass sowohl die Frage, wie auch die Antworten vom Programm in unserer eigens ausgewählten Stimme vorgelesen werden. Dies kann mitunter sehr amüsant sein.
Doch was können wir nun mit der Antwort unserer Frage anfangen und wozu möchte „Miitomo“ denn überhaupt wissen, was wir gerne essen? Die Antwort bekommen wir erst nach mehreren Testtagen des aktiven Spielens und noch viel wichtiger: Mithilfe anderer Mitspieler. Denn wie auch bei anderen sozialen Netzwerken funktioniert „Miitomo“ nur mit anderen Spielern beziehungsweise Freunden. Diese können ebenfalls über Facebook oder die Nintendo Network ID gesucht und hinzugefügt werden. Sobald wir nun einen oder mehrere Freunde und bereits die eine oder andere Frage in der App beantwortet haben, können wir die anderen Mii Figuren besuchen und schauen, wie unser Gegenüber die Fragen beantwortet hat. Es entsteht ein kleines Gespräch, bei dem auch Fragen über unseren Freund beantwortet werden sollen. Die Fragen und Antworten sind dabei bereits im System gespeichert, sodass mein Gegenüber nicht gleichzeitig mit mir am Smartphone sitzen muss.
Mithilfe dieser kleineren Dialoge füllt sich nun unsere App. Ich kann mir alte Fragen anschauen und auch die Antworten meiner Freunde kommentieren oder mit einem Herz versehen. Dies alles erinnert, abgesehen von der Nintendo-Optik, stark an bereits bekannte Social-Media Apps wie Instagram oder Facebook.
Hinzu kommen aber noch ein paar weitere kleine Funktionen. Zum einen können wir unsere Figur, wie bereits angekündigt, einkleiden. Hierzu gibt es einen Shop, in dem täglich neue Kleidungsstücke erscheinen. Diese können wir mithilfe von Münzen oder Scheinen erkaufen. Münzen erhalt man entweder im Spiel (z.B. wenn ich Fragen beantworte) oder über sogenannte Mikrotransaktionen mithilfe echten Geldes. Manche Kleidungsstücke bekommen wir allerdings nur über das integrierte Spiel „Mii über Kopf“. Bei diesem flipperähnlichen Spiel müssen Kugeln zu einem bestimmten Kleidungsstück befördert werden. Hierbei kommt es jedoch mehr auf Glück als auf Können an. Bei diesem Spiel ist Glück jedoch wichtiger als Können. Zudem ist es möglich, den eigenen Mii zu fotografieren, um das Bild in einem kleinen Bearbeitungsprogramm mit echten Fotos zu verknüpfen.
Die App „Miitomo“ punktet insbesondere durch einen niedlichen und abwechslungsreichen Charme. Besonders entzückend fanden die Tester die Tatsache, dass die Fragen und Antworten von der Figur selbst vorgelesen werden. Auch die Personalisierung durch die Kleidungsstücke fanden sie für eine Kommunikationsapp einzigartig. Nichtsdestotrotz hat Nintendos erste Applikation einen faden Beigeschmack. Wir haben uns relativ schnell gefragt, wo bei dieser Anwendung die Langzeitmotivation ist. Neben Softwaregiganten wie Whatsapp, Instagram oder Facebook ist fraglich, ob eine weitere App notwendig ist, um mehr über seine Freunde zu erfahren. Des Weiteren sind manche Fragen durchaus persönlich und obwohl man eine Frage überspringen kann, fragt man sich, wieso manche Fragen in der App erscheinen und was Nintendo vielleicht noch mit den Daten vorhat. Auch die Mikrotransaktionen sollten im Auge behalten werden. Die kostenlose App kann sonst schnell zur Kostenfalle werden.
Viele hätten wahrscheinlich eine andere erste App von Nintendo erwartet. Mit „Miitomo“ haben die Japaner ein interessantes neues Produkt auf den Markt gebracht. Wir sind noch nicht komplett überzeugt von Nintendos Einstieg in die Smartphonewelt, sind aber schon gespannt, welche Idee als nächstes umgesetzt wird.
Der Artikel ist auch erschienen auf dem Spieleratgeber-NRW.
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