Jeder kennt sie, die meisten lieben sie: Als South Park 1997 ins Fernsehen kam, hätte wohl niemand mit diesem Erfolg gerechnet. Was auf den ersten Blick wie eine einfache Zeichentrickserie aussah, wurde schnell zum Kult und hat ganze Generationen begeistert. Von den schrägen Abenteuern von Stan, Kyle, Cartman und Kenny bis hin zu bissigen Parodien auf aktuelle Ereignisse – South Park hat es geschafft, sich stets neu zu erfinden und dabei immer relevant zu bleiben. Jede Ära der Serie brachte ihre eigenen Highlights und Kontroversen, die sie zu einer unverzichtbaren Stimme in der Popkultur machten. Die Frage ist nur: Wie um alles in der Welt hat es diese Serie geschafft, sich über alle moralischen Grenzen hinweg zu setzen und gleichzeitig ein satirisches Meisterwerk zu sein? Und wer ist jetzt eigentlich der Vater von Eric Cartman?!
Stellen wir uns das Ende der 90er Jahre vor: Britney Spears beherrscht die Charts und jeder hat ein Tamagotchi am Schlüsselbund. Dann kommt South Park um die Ecke, ein wildes Erdbeben aus Schimpfwörtern und politisch unkorrektem Humor, und vor allem mit vier Grundschülern, die alle Grenzen überschreiten. Mit ihrem schrägen Humor und Kenny, der in jeder Folge auf absurde Weise ums Leben kommt, katapultierten Trey Parker und Matt Stone ihre Serie in kürzester Zeit zum Kult. Die ersten Staffeln von South Park brachten frischen Wind ins Fernsehen. Die Serie zeichnete sich durch einfache, aber einprägsame Animationen aus und die Bereitschaft, sich über alles und jeden lustig machen zu wollen und vor allem zu können, brachte ihnen viele Fans ein – und vermutlich ebenso viele Feinde. Viele der immer wiederkehrenden Witze und Charaktere, die die Serie zu einer Ikone gemacht haben, wurden in dieser Ära entwickelt. Dazu gehört auch Mr. Hankey, ein sprechender Weihnachtskot, der immer wieder in der Serie auftaucht.
Auch wenn viele Fans heute der Meinung sind, dass die Staffeln 1 und 2 zu den eher schwächeren gehören, so waren es doch gerade diese Staffeln, die den Grundstein für den gesamten Verlauf der Serie legten. Mehr oder weniger.
Gerade als die Welt glaubte, South Park verstanden zu haben, setzten Parker und Stone noch einen drauf. Diese Jahre waren geprägt von Episoden, die weit jenseits der gesellschaftlichen Akzeptanz lagen. Niemand war vor den Seitenhieben der beiden sicher, egal ob es sich um Scientology, Politiker oder gar die eigene Großmutter handelte. Erinnern wir uns an die Episode, in der Cartman einen Penis wollte, um sein verkümmertes Muttermal zu ersetzen? Ja, das ist wirklich passiert. Es gab viele solche Momente, die einen lachen und gleichzeitig schwitzen ließen.
Schon in dieser Phase wurde in South Park gewagt, Grenzen zu überschreiten, an die sich andere Serien nie wagen würden. Die Episode „Trapped in the Closet“, in der Scientology und Tom Cruise aufs Korn genommen wurden, zog die Aufmerksamkeit der Medien auf sich und sorgte für juristische Drohungen. Die Darstellung von Jesus und Satan als Boxgegner oder der Weihnachtsklassiker „A Very Crappy Christmas“ zeigten, dass Parker und Stone keinen Halt vor Religionen machten. Sie gingen wirklich alles satirisch an. In dieser Zeit wuchsen die South-Park-Fans zu einer eingeschworenen Gemeinschaft voller moralischer Wurstigkeit heran, die die ersten Witze aus der Serie in die reale Welt übertrugen. Man könnte sagen, dass sich South Park in diesen Jahren den Ruf erworben hat, eine der mutigsten und kontroversesten Shows im Fernsehen zu sein. Episoden wie „It Hits the Fan“, in der über 100 Mal das Wort „Scheiße“ verwendet wurde, oder „All About Mormons“, in der gegen die Mormonen auf humorvolle Weise gestichelt wurde, lösten gemischte Reaktionen aus – von wütenden Protesten mit bis zu tausenden Menschen bis hin zu Standing Ovations.
Ah, die goldenen Jahre! Okay, stell dir das mal vor: South Park trifft plötzlich voll ins Schwarze und liefert eine legendäre Folge nach der anderen. Es ist, als hätten Trey Parker und Matt Stone ein Erfolgsrezept gefunden: Eine Prise aktueller Ereignisse, ein paar verrückte Charaktere und eine große Portion scharfsinniger Satire. Die „World of Warcraft“-Episode? Einfach genial. Das dreiteilige „Fantasieland-Special“? Eine fantastische Zeit, in der man gesehen hat, wie grenzenlos die Fantasie der Macher ist. In dieser Zeit erreichte South Park seinen absoluten kreativen Höhepunkt. Die Macher perfektionierten ihre Technik, aktuelle Ereignisse in Rekordzeit in Episoden umzusetzen. Die wohl bekannteste und beliebteste Folge, „Make Love, Not Warcraft“, in der die Jungs gegen einen übermächtigen Spieler von World of Warcraft kämpfen, wurde zu einem Meilenstein in der Geschichte der Serie. Ich persönlich gebe mir die Folge heute noch gelegentlich. Ebenso beeindruckend war das dreiteilige „Fantasieland-Special“, das die Zuschauer auf eine Reise durch die grenzenlose Welt der Fantasie mitnahm und dabei zahlreiche kulturelle Anspielungen und absurde Ideen miteinander verband – und jede Menge Brutalität. Sehr. Viel. Brutalität. SpongeBob ab 18 würde es gut beschreiben. Übrigens gewann „Make Love, Not Warcraft“ sogar einen Emmy-Award in der Kategorie „Beste Zeichentricksendung“.
Dass South Park nicht nur auf schwarzen Humor setzt, sondern auch tiefergehende soziale und kulturelle Kritik übt, zeigten Episoden wie „The Return of Chef“. Allerdings ist diese Episode heute noch eine der umstrittensten Episoden überhaupt. Die Art und Weise, wie die von Isaac Hayes gespielte Figur des Chefkochs aus der Serie geschrieben wurde, nachdem Hayes wegen seines Glaubens an Scientology die Serie verlassen hatte, wurde von einigen Fans und Kritikern als respektlos empfunden. Trotz der humorvollen Aufmachung und der üblichen satirischen Art blieb ein bitterer Nachgeschmack, da viele die Figur des Chefkochs als geliebten Teil der Serie betrachteten und dieser wie eine Vaterfigur für die vier Jungs wirkte.
Wie in der realen Welt hat sich auch die Welt von South Park im Laufe der Zeit weiterentwickelt und aktuelle Themen aufgegriffen. Trotz der eher negativen Reaktionen auf die neueren Staffeln war die Verwandlung des ehemaligen Grundschullehrers Mr. Garrison in eine Parodie des damaligen US-Präsidenten Donald Trump eine der bemerkenswertesten Veränderungen innerhalb der Serie. Mit seiner exzentrischen und nervtötenden Art sorgte er für einige Lacher und auch für scharfe Seitenhiebe auf die politische Situation.
Randy Marsh, Stans Vater, wurde in den letzten Staffeln immer mehr zu einem zentralen und vor allem zu einem der beliebtesten Charaktere. Seine leichtsinnige und chaotische Art hat sich sofort in die Herzen der Fans eingebrannt. Seine Zeit als Popsängerin Lorde oder auch die neuzeitliche Entwicklung rund um seine Tegridy-Marihuanna-Farm haben bereits für einige Lacher und Kultmomente gesorgt und die Zeit rund um die Cannabis-Legalisierung, sowohl in den USA als auch hierzulande, mitbegleitet und die damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen thematisiert.
Auch andere Themen wie die leidenschaftliche Verteidigung der politischen Korrektheit oder die Verbreitung der Frauenbewegung in den sozialen Medien werden immer mehr, wenn auch nicht immer positiv von den Fans aufgenommen, zu einem Teil der neuen Ära von South Park. Die wohl wichtigste und vielleicht auch beste Episode von South Park in den letzten Jahren ist jedoch das „Pandemic Special“ im Jahr 2020, in dem auf humorvolle und kritische Weise auf die Pandemie reagiert wird. Darin wird gezeigt, wie die Bevölkerung mit absurden Maßnahmen auf die Pandemie reagiert – kennen wir das nicht von irgendwoher?
Zum Schluss lässt sich definitiv sagen, dass sich South Park als unerschütterliche Festung der Satire etabliert hat. Es zeigt, dass kein Thema zu heilig ist, um nicht darüber lachen zu dürfen. Von ihren bescheidenen Anfängen in einer kleinen Stadt in Colorado bis hin zu ihrer weltweiten Anerkennung hat die Serie bewiesen, dass sie zeitlos und universell ansprechend ist. Egal wie verrückt die Welt wird, wir können uns immer darauf verlassen, dass South Park uns zum Lachen bringen wird und uns gleichzeitig anregt, über unsere eigene absurde Realität nachzudenken. Es bleibt ein unantastbares Beispiel dafür, wie Humor und Satire sich verbinden können, um die Welt um uns herum besser zu verstehen – oder zumindest besser damit umgehen zu können.
Quelle: South Park
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