Online-Spiele sind aus der modernen Welt nicht mehr wegzudenken. Sie gehören mittlerweile zum Alltag der meisten Kinder und Jugendlichen sowie vieler Erwachsener. Die einen empfinden es als Bereicherung, dass Menschen auf diese Weise weltweit und ortsunabhängig miteinander und gegeneinander spielen können. Andere warnen vor den Gefahren, die von Online-Spielen ausgehen können.
Dieser Artikel wurde für die Zeitschrift des Kinderschutzbundes 1. Quartal 2022 geschrieben und ist dort erschienen.
Anreiz, Faszination und Motivation
In erster Linie bringen Online-Spiele Spaß und bieten die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten mit anderen zu messen. Zudem erlauben sie den Kontakt zu Freund*innen, aber auch zu neuen Bekanntschaften mit gleichem Interesse. Denn in der digitalen Welt der Online-Spiele sind Jugendliche oft noch unter sich, haben also einen eigenen Treffpunkt, wie ihn auch frühere Generationen in ihrer Jugend suchten. Außerdem kann man mit Freund*innen, die weiter entfernt wohnen, in Kontakt bleiben und Zeit verbringen.
Beliebte Spiele sind oft kostenlos erhältlich, das macht den Zugang einfach. Da viele Titel zum Nulltarif auch in App-Stores zu haben sind, ist als Hardware meist ein Smartphone ausreichend. So sind Jugendliche auch nicht immer auf die Zustimmung der Eltern angewiesen. Andererseits kann durch die vielen Möglichkeiten aber auch ein Gruppenzwang im sozialen Umfeld entstehen und man muss bestimmte Games spielen, um dazuzugehören.
Kritische Faktoren
Aufgrund der Anonymität im Internet sowie der oftmals nonverbalen Kommunikation ist die Hemmschwelle für toxisches Verhalten – also gegenseitiges Beleidigen – sehr niedrig. Deshalb ist es in der Regel in Online-Spielen mit Text- oder Sprach-Chat fast unvermeidlich, in Kontakt mit toxischem Verhalten zu geraten. Dann kann es schwer sein, sich von den negativen Kommentaren zu distanzieren. Und es kann der Druck entstehen, unbedingt gewinnen zu müssen. So können sich mehrere Niederlagen hintereinander schlecht auf die Laune auswirken, obwohl Spiele ja hauptsächlich Spaß bereiten sollten.
Einige kostenlose Online-Spiele finanzieren sich nicht nur durch Werbung, sondern zudem durch die Möglichkeit, während des Spiels für Echtgeld Zusatzkäufe zu tätigen. Hier gibt es jedoch wichtige Unterschiede. Manche Spiele offerieren lediglich kosmetische Gegenstände, die z.B. nur das Aussehen von virtuellen Charakteren verändern, jedoch keinen wirklichen Vorteil haben. Bei andere Titeln kann man sich spielerische Vorteile erkaufen (sogenanntes Pay2Win). Zwar wird damit geworben, dass Echtgeld-Käufe nicht nötig seien – aber ohne sie stellt sich der Fortschritt im Spiel oft erheblich später ein. Besonders kritisch sind diese sogenannten InGame-Käufe, wenn mit ihnen eine Lootbox-Mechanik einhergeht. Das bedeutet: Die Spielenden geben für ihre Einkäufe zwar richtiges Geld aus – aber sie haben keinen Einfluss darauf, was sie dafür erhalten. Denn das, was sie bekommen, ist ein zufälliges InGame-Objekt und daher reine Glücksache.
Kategorien für Games
Es gibt keine Kategorisierung für Online-Spiele, die nicht auch für Offline-Spiele gelten würde. Am besten lassen sich Online-Spiele grob so unterteilen: Sogenannte kompetitive Games legen den Fokus auf den Wettkampf, bei kooperativen Spielen wiederum verfolgen die Spielenden ein gemeinsames Ziel. Diese Kategorien schließen sich jedoch gegenseitig nicht aus. So ist es üblich, dass ein Spiel zwar auf Wettstreit und Sieg zielt – aber nicht einzelne Personen, sondern ganze Teams gegeneinander spielen. Innerhalb des eigenen Teams ist der kooperative Aspekt also durchaus wichtig. Viele Titel bieten den Nutzer*innen auch die Freiheit, das Erlebnis zu personalisieren. Dies ist online oft in Rollenspielen der Fall, bei denen man mit anderen Spielenden interagieren kann, aber nicht zwingend muss.
Beliebte Spiele
Fortnite ist seit dem Erscheinen des Battle Royal-Modus ein Dauerbrenner. Bei diesem Spielprinzip landen 100 Spieler*innen auf einer Insel. Ziel ist es, dort alle anderen „Personen“ zu eliminieren. Wer zum Schluss als einzige(r) überlebt, hat gewonnen. Dieses Spielprinzip hat sich als so erfolgreich herausgestellt, dass auch bereits etablierte Spielereihen einen eigenen Battle Royale-Modus integriert haben. Wir empfehlen Fortnite: Battle Royal erst ab 14 Jahre.
Minecraft und Roblox überlassen den Spielenden Werkzeuge, um eine virtuelle Welt nach eigenen Vorstellungen und Wünschen zu erschaffen. Der Kreativität sind dabei so gut wie keine Grenze gesetzt. In beiden Spielen können auch eigene Inhalte erstellt und mit anderen geteilt werden. Unsere Empfehlungen: Roblox ab 12 Jahre und Minecraft (je nach Modus) ab sechs Jahre.
League of Legends lässt zwei Teams zu je fünf Personen gegeneinander antreten, um den Kern der jeweils gegnerischen Basis (den sogenannten „Nexus“) zu zerstören. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes MOBA (Multiplayer Online Battle Arena), in dem die Spielenden verschiedene Charaktere (sogenannte „Champions“) annehmen und sich taktisch in unterschiedliche Rollen einteilen. Laut USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) ist das Spiel ab 12 Jahren.
Among Us vereinfacht das Prinzip des analogen Spiels „Werwolf“. In einer Partie schlüpft man entweder in die Rolle eines Crewmitglieds oder eines Verräters. Die Crewmitglieder müssen die Verräter*innen entlarven, wohingegen die „Bösen“ die Crewmitglieder ausschalten müssen, um zu gewinnen. Zwischen den Spielrunden muss diskutiert werden, um die Verräter erfolgreich überführen zu können. Hier taucht also wieder der kommunikative Aspekt auf. Wir empfehlen Among Us frühestens ab 8 Jahren.
Achtung: Alle hier genannten Spiele enthalten Angebote, zusätzliche Inhalte einzukaufen.
Die meisten Titel besitzen einen kostenlosen mobilen Ableger, um eine größere Personengruppe, etwa gelegentliche Spieler*innen, zu erschließen.
Gefahr des exzessiven Spielens
Im Gegensatz zu Offline-Spielen werden Online-Spiele vom Anbieter meist mit immer neuen Inhalten versorgt, wodurch ein größerer Anreiz besteht, weiterzuspielen. Zudem haben Online-Partien meist keine lineare Handlung, die rasch zu einem Ziel führen, und können somit jedes Mal einen anderen Ausgang nehmen. Auch das reizt zum Weiterspielen. Darüber hinaus sind auf Wettkampf gerichtete Spiele mit einem Ranglistensystem verknüpft. Das bietet zusätzlichen Anreiz, immer mehr zu spielen, um „besser“ zu werden und in der Rangliste hochzurutschen. In dieser Hinsicht besitzen diese Spiele also ein höheres Potenzial für exzessives Nutzungsverhalten. Hier kann es schnell zu hohen Spielzeiten kommen – gerade wenn man aus dem oft frustrierenden realen Alltag flüchten möchte. Viele Online-Spiele ermöglichen das.
Darüber hinaus können auch InGame-Ereignisse – also besondere Events im Spiel, die zu einer bestimmten Zeit oder über einen längeren Zeitraum stattfinden – den Terminkalender dominieren. Ein Beispiel sind sogenannte MMORPGs (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game). Solche Online-Rollenspiele für eine sehr große Spielergemeinschaft bieten in einer virtuellen Welt nicht nur endlose Abenteuer, sondern sind beispielsweise an die reale Zeit angepasst und warten auch mit Events zu verschiedenen Jahreszeiten auf. MMORPGs lassen sich über Monate oder sogar Jahre spielen, man kann also schnell in die Suchtfalle geraten.
Unser Fazit
Online-Spiele bieten Vor- und Nachteile, in erster Linie bringen sie jedoch Spaß und ermöglichen den bleibenden Kontakt zu Freund*innen. Besonders während der Pandemie hat sich hier viel getan. Und mittlerweile gibt es eine Vielzahl von leicht zugänglichen, teilweise kostenlosen und kreativen Online-Games. Dennoch bleibt wichtig, immer das eigene Spielverhalten zu reflektieren, sowohl zeitlich als auch im Hinblick auf zusätzliche Geldausgaben.
Von Lukas Zellmer, Luke Funke und Max Wettig
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